Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 78 / III / 2016

DIE BEFUNDE IN DER RESIDENZ SÜDLICH DER MARIENKIRCHE.
Ein Fallbeispiel für spätantike Tabernen in Ephesos

Das ephesische Stadtbild erlebt in der Spätantike einen einschneidenden Wandel – ein Phänomen, das sich in vielen anderen kleinasiatischen Städten, und darüber hinaus im gesamten Mittelmeerraum beobachten lässt. Deutlich zeigen sich diese Veränderungen in der Verlagerung des öffentlichen Lebens auf die Straßen. So werden in Ephesos zentrale Boulevards wie die Kureten-, Marmor-, Theaterstraße oder auch die Arkadiane mit repräsentativen Säulenhallen gerahmt. Hinter diesen finden sich in der Regel ein- oder mehrstöckigen Tabernen, die in die jeweils angrenzende Bebauungsstruktur – meist privaten Charakters – integriert sind (z. B. Hanghaus 1 und 2 bzw. spätantike Residenz südlich der Marienkirche). Jedoch auch innerhalb von Platzanlagen finden sich Tabernen (z. B. Tetragonos-Agora), wobei diese jedoch funktional mit diesen in Zusammenhang zu sehen sind. Neben bereits freigelegten Strukturen konnte im Zuge der geophysikalischen Untersuchungen der letzten Jahre in Ephesos etliche weitere Straßenzüge mit diesen begleitenden Tabernen festgestellt werden.
Während sich der Typus „Taberne“ solchen Strukturen relativ leicht zuweisen lässt, ist die funktionale Einordnung als Verkaufsladen, Schenke oder Werkstätte meist nur über das Fundmaterial und spezifische Befunde möglich.

Im Rahmen einer Masterarbeit am Institut für Klassische Archäologie der Universität Wien wurden die ‚Tabernen in Ephesos‘ bearbeitet, der Schwerpunkt liegt jedoch auf den als Tabernen interpretierten Räumem 13 und 15 der spätantiken Residenz südlich der Marienkirche (Abb.), welche seit 2011 freigelegt wird. Es handelt sich dabei um einen Komplex mit straßenseitig angeordneten Wirtschaftsbereichen, der Ende des 4. / Anfang des 5.Jhs. errichtet und in der zweiten Hälfte des 7.Jhs. abrupt – möglicherweise durch ein Erdbeben – zerstört wurde. Auch hier zeigt der Befund, dass den Tabernen nördlich eine Säulenhalle vorgelagert ist, die eine Straße flankiert.
Sind im Hinblick auf die vielen Befunde von Tabernen in Ephesos Informationen zu deren spätantiker Nutzung oftmals nicht mehr sonderlich aussagekräftig, so ermöglichen die umfassenden Daten aus der spätantiken Residenz weiterreichende Schlüsse und bieten Möglichkeiten für eine intensivere Diskussion derartiger Strukturen.

© Jasmin Scheifinger
e-mail: jasmin.scheifinger@oeai.at

This article should be cited like this: J. Scheifinger, Die Befunde in der Residenz südlich der Marienkirche. Ein Fallbeispiel für spätantike Tabernen in Ephesos, Forum Archaeologiae 78/III/2016 (http://farch.net).



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