Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 78 / III / 2016

GRABBAUTEN DES WESTLICHEN TREVERERGEBIETES IM INTERREGIONALEN KONTEXT – EIN FORSCHUNGSPROJEKT

Vorgestellt wird ein Forschungsvorhaben, das ab April 2016 als Kooperation des Instituts für Kulturgeschichte der Antike der ÖAW (G. Kremer) und der Universität Luxemburg (A. Binsfeld) starten wird (FWF I 2269-G25; joint project FWF/FNR). Ziel dieses Projektes ist die Erfassung und interdisziplinäre Auswertung von Grabbauten und Grabbauteilen aus dem westlichen Teil des Treverergebietes (Gallia Belgica).
Im Mittelpunkt stehen die außergewöhnlich zahlreichen und aussagekräftigen, bislang aber nur unzu-reichend erforschten und publizierten Grabbauten in den Archäologischen Museen von Arlon (Belgien) und Luxemburg. Auch der Denkmälerbestand der umliegenden Gebiete wird in die Untersuchung einbezogen, darunter die Neufunde (Abb.) aus der römischen Siedlung auf dem Titelberg (Grabungen J. Metzler – C. Gaeng, Projekt CNRA/ÖAW).
Im internationalen wissenschaftlichen Austausch mit einem von der DFG finanzierten Projekt zu den Grabbauten aus Augusta Treverorum/Trier und Umgebung soll die Materialbasis für die übergreifende Auswertung dieser Monumentgattung aus einem in der Antike zusammenhängenden Gebiet (civitas Treverorum) geschaffen werden, indem bislang bestehende, auch sprachlich bedingte forschungspolitische Grenzen überwunden werden.
Ein Schwerpunkt der Arbeiten wird auf der Untersuchung und Rekonstruktion mehrstöckiger frühkaiserzeitlicher Grabbauten liegen, deren Existenz in den Nordwestprovinzen seit der Auffindung der Mausoleen von Faverolles und Bartringen ins Bewusstsein der Forschung gerückt ist. Zu den frühen Grabbauten aus Orolaunum/Arlon wird an der Universität Luxemburg eine Dissertation entstehen (Ch. Ruppert).
Weitere Fragestellungen betreffen das Spektrum und die Evolution der Grabbautypen bis in die Spätantike, sowie die Genese und Entwicklung der provinzialen Bauornamentik und Ikonographie im Untersuchungsraum. Werkstättenzusammenhänge und die angenommene Interaktion zwischen der Metropole Trier und dem ländlichen Raum sollen untersucht werden. Lokale Charakteristika, kulturelle Einflüsse aus dem Mittelmeerraum sowie Repräsentationsformen der provinzialen Bevölkerung werden vor ihrem archäologischen und sozio-kulturellen Hintergrund herausgearbeitet. Hier bietet sich die Gelegenheit, auf einer breiten Materialbasis exemplarisch Transformations-, Assimilations- und Abgrenzungsprozesse im provinzialen Raum zu untersuchen.
Zur Anwendung kommen Methoden der Archäologie und Kunstgeschichte, der Bauforschung, der Epigraphik und der Geologie. Die petrologische Analyse und die Provenienzbestimmung der verwendeten Gesteinsmaterialien sollen einen Beitrag zur Erforschung der Wirtschaftsgeschichte und der Verkehrswege im Untersuchungsraum und darüber hinaus liefern. Innovative Methoden der Dokumentation werden entwickelt, die den museologischen Anforderungen an die Präsentation der erzielten Ergebnisse Rechnung tragen.

© Gabrielle Kremer
e-mail: gabrielle.kremer@oeaw.ac.at

This article should be cited like this: G. Kremer, Grabbauten des westlichen Treverergebietes im interregionalen Kontext – ein Forschungsprojekt, Forum Archaeologiae 78/III/2016 (http://farch.net).



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