Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 78 / III / 2016

WAS DER GÄRTNER ÜBRIGLIESS ... EIN UNGESTÖRTES BRANDSCHÜTTUNGSGRAB VOM RÖMISCHEN GRÄBERFELD AM BÜRGLSTEIN IN SALZBURG

Obwohl die Lage der fünf Gräberfelder Iuvavums schon seit langem bekannt ist, stellen Untersuchungen zur Sepulkralkultur und Chronologie der einzelnen Nekropolen in der Forschung noch immer ein Desiderat dar. Die überwiegende Mehrheit der Gräber wurde von Laien vor Beginn des 20. Jahrhunderts freigelegt und die jeweiligen Grabungen unzureichend dokumentiert. Von allen Bestattungsplätzen Iuvavums weist dabei das Gräberfeld am Bürglstein die am weitesten zurückreichende Grabungsgeschichte auf, die 1791 mit dem Erwerb von Gut Bürglstein durch den Gärtner Joseph Rosenegger einsetzte. Dieser führte bis zum Verkauf des Anwesens an den Lederhändler Wilhelm Balde im Jahr 1837 am gesamten Areal Grabungen durch und förderte eine enorme Menge an Funden zutage, die er vorerst in einem eigens errichteten Museum der Öffentlichkeit präsentierte und später an den bayerischen König Ludwig I. veräußerte.

Dadurch erschlossen sich bis vor wenigen Jahren fast sämtliche Kenntnisse über dieses Gräberfeld lediglich durch die Funde Roseneggers und Baldes, der die Grabungstätigkeiten seines Vorgängers über weitere zehn Jahre hinweg fortsetzte, sowie durch die Beobachtungen Martin Hells, der 1952 eine ustrina und sechs Gräber aufdeckte. Im Zuge dreier Grabungskampagnen, die von 2002 bis 2003 im Vorfeld der Errichtung eines Kongresszentrums im Park von Schloss Arenberg nördlich des Bürglsteins durchgeführt wurden und deren Aufarbeitung Teil des Dissertationsprojektes der Verfasserin ist, konnten erstmals auch stratigraphische Befunde zur Klärung chronologischer Fragen beitragen und nähere Einblicke in die Struktur des Gräberfeldes gewonnen werden. So zeigte sich eine Gliederung in einzelne Grabbezirke aus Bruchsteinmauern, die über gepflasterte Wege zugänglich waren. In Grabbezirk 1 wurde darüber hinaus das massiv gemauerte Fundament eines monumentalen Grabbaus freigelegt. Obwohl sich die Grabungsflächen als durchwegs gestört erwiesen, fanden sich im Bereich der ehemaligen Schlosskirche noch drei ungestörte Brandgräber. Grab 3, ein Brandschüttungsgrab ohne Urne, war direkt unterhalb des Altarfundaments der erst 1945 zerstörten Kirche situiert. Auf der Sohle der 1,2m langen und 0,19m tiefen Grabgrube befanden sich neben wenigen Spuren des Leichenbrandes und Holzkohle die Reste des Brandschuttes. Zusammen mit dem Toten waren reduzierend gebrannte Töpfe und Knickwandschalen, zwei Terra Sigillata Schüsseln der Form Drag. 38 und eine reliefverzierte Schüssel der Form Drag. 37 des Töpfers Decminus aus Westerndorf verbrannt worden. Bezeichnend für das Grabinventar sind daneben über 1200 Fragmente von oxidierend gebrannten Tellern mit rotem Überzug, die Großteils starke Spuren sekundärer Hitzeeinwirkung aufweisen und ein Ensemble von mindestens 25 Gefäßen repräsentieren. Bei Grab 3, welches der Bilderschüssel des Decminus nach ins ausgehende 2. bzw. frühe 3.Jh. datiert, handelt es sich um die für Iuvavum bislang späteste bekannte Kremation.

© Lisa Huber
e-mail: lisa.huber@sbg.ac.at

This article should be cited like this: L. Huber, Was der Gärtner übrig ließ … Ein ungestörtes Brandschüttungsgrab vom römischen Gräberfeld am Bürglstein in Salzburg, Forum Archaeologiae 78/III/2016 (http://farch.net).



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