Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 78 / III / 2016

FRÜHCHRISTLICHE FINGERRINGE IM UNGARISCHEN TEIL PANNONIENS MIT EINIGEN AUSGEWÄHLTEN BEISPIELEN AUS ÖSTERREICH

Im Rahmen eines bilateralen Forschungsprojektes der Universität Wien, Frühchristliche Archäologie und der Universität Pécs, Abteilung für Archäologie werden alle sich im ungarischen Teil Pannoniens befindlichen frühchristlichen Fingerringe einer umfassenden neuen Untersuchung unterzogen und Neufunde aufgenommen und bewertet. Als Vergleich dienen zudem die in Österreich vorhandenen Stücke.
Unter all den verschiedenen Arten von Ringen, die seit ältester Zeit von der Menschheit verwendet wurden, haben nur Fingerringe eine sinnbildliche Bedeutung.
Durch alle Zeiten hindurch hat sich der einfache, primitive Ring in Form eines schlichten Reifens von der Antike bis zur Neuzeit hin erhalten. Er war und ist ein Gegenstand, den quasi jedes Volk und jede Kultur in irgendeiner Form kennt.
Die ältesten, uns bekannten Fingerringe wurden in Mesopotamien entdeckt. Besonders für den römischen Kulturkreis finden sich unzählige archäologische und literarische Nachweise über Fingerringe und Siegelringe. Die Tradition des Ringtragens setzte sich im Christentum fort.
Die Bearbeitung der Fingerringe gestaltet sich ebenso schwierig wie bei den meisten Kleinfunden, da oft ein genauer Fundkontext fehlt, weshalb auch die Zuordnung der Ringe zu einem Träger äußerst schwierig ist.
Ein Beispiel eines Ringes mit Fundkontext ist ein Fingerring aus Lauriacum, welcher heute in Linz, in den oberösterreichischen Landesmuseen, im Schlossmuseum mit der Inv. Nr. B 30015c ausgestellt ist (Abb.).
Im Espelmayrfeld, im westlichen Stadtteil von Enns konnte in Körpergrab 16 A neben zahlreichen Grabbeigaben, an der rechten Hand der Bestattung ein Silberring und am linken Ringfinger ein fragmentierter Bronzering mit eingeschriebenem Christogramm aufgefunden werden. Das Grab war in ungestörtem Zustand und in diesem lag das Skelett einer Frau. Der Durchmesser des Ringes beträgt 1,8cm. Der Ring wird ins 4./5. Jh. n.Chr. datiert.
Aufgrund der in Fundkontexten konstatierten Ringe aus Österreich und Ungarn können Fingerringe bis zu einem Durchmesser von 2 cm Frauen zugeordnet werden, wobei beachtet werden muss, dass diese durchwegs auch Kinderringe sein könnten. Ringe mit einem Durchmesser über 2cm sind im Normalfall Männern zuordenbar.
Was man hierbei allerdings bedenken muss, dass damals wie auch heute Ringe nicht nur am Ringfinger, sondern an allen Fingern getragen werden konnten.

© Stefanie Hofbauer
e-mail: StefanieHofbauer@gmx.at

This article should be cited like this: St. Hofbauer, Frühchristliche Fingerringe im ungarischen Teil Pannoniens mit einigen ausgewählten Beispielen aus Österreich, Forum Archaeologiae 78/III/2016 (http://farch.net).



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