Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 78 / III / 2016

DIE OSTSTADT VON VELIA: EIN NEUES FORSCHUNGSPROJEKT

Nach Abschluss der Arbeiten zu den Heiligtümern auf dem Höhenrücken von Velia widmet sich ein neues Projekt des Instituts für Klassische Archäologie der Universität Wien seit dem Herbst 2015 der Erforschung der Oststadt von Velia (FWF P 28156-G25). Dieses bis jetzt von der Forschung wenig berücksichtigte Gebiet des sog. Vignale umfasst rund 70ha, von denen vor allem die mit alten Olivenhainen bewachsenen Terrassen ideales Siedlungsgelände darstellen. Die erste Kampagne im Herbst 2015 umfasste eine ausgedehnte Begehung des Geländes, kombiniert mit einer geophysikalischen Prospektion auf der Südost-Terrasse (Durchführung Posselt & Zickgraf, Marburg) sowie einer 40m2 umfassenden Grabung (Abb.) im Nordosten (Zone QE 2000), die als Lehrgrabung des Instituts für Klassische Archäologie organisiert war.

Die als geomagnetische Messungen sowie als Georadar durchgeführte Prospektion erbrachte zum einen Aufschluss über die urbanistische Organisation des Stadtviertels, das von zwei unterschiedlich orientierten Straßensystemen gegliedert wird, zum anderen zeigte sie an mehreren Stellen klare Hinweise auf Öfen. Aufgrund der Form und Größe ist anzunehmen, dass die Strukturen des Südteils mit der Keramik- oder Ziegelproduktion in Verbindung zu bringen sind, während die Phänomene im Norden deutlich kleiner sind und möglicherweise der Metallbearbeitung dienten. Darauf weisen neben häufigen Schlackefunden im gesamten Gebiet auch die Ergebnisse der Grabung hin. In dieser wurden die Reste eines zirka 1,50m großen Ofens angeschnitten, in dessen Mitte ein großer Schlackerest auf Metallverarbeitung hinweist. Dieser Ofen wurde im 1.Jh. v.Chr. oder in der frühen Kaiserzeit fast völlig abgetragen, wobei zahlreiche Schlacken in einer Abfallgrube deponiert wurden. Darüber wurde ein Gebäude errichtet, von dem der Südteil sowie die südlich folgende Querstraße freigelegt werden konnten. Dieses Gebäude wurde in der mittleren Kaiserzeit erneuert und stand bis in die Spätantike in Verwendung. Damit zeigte sich überraschenderweise, dass sich die spätantike Stadt Velia nicht nur auf die Weststadt beschränkte, sondern auch die Oststadt umfasste, was auf einen bedeutenden Siedlungsplatz bis in die Spätantike hinweist.

© Verena Gassner
e-mail: verena.gassner@univie.ac.at

This article should be cited like this: V. Gassner, Die Oststadt von Velia: ein neues Forschungsprojekt, Forum Archaeologiae 78/III/2016 (http://farch.net).



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