Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 78 / III / 2016

KOCHGESCHIRR AUS EPHESOS: ARCHÄOMETRISCHE ANALYSEN SPÄTHELLENISTISCHER BIS SPÄTANTIKER KÜCHENWARE

Das Kochgeschirr aus Ephesos, welches in die späthellenistische bis spätantike Zeit (1. Jahrhundert v.Chr. bis 6. Jahrhundert n.Chr.) datiert und aus den Fundorten Hanghaus 2 (Wohneinheiten 1, 2, 4, 6 und 7), Lukasgrab, Vediusgymnasium, Schachtbrunnen am Staatsmarkt und spätantike Residenz südlich der Marienkirche stammt, wird petrographischen Dünnschliffanalysen unterzogen. Bei der Auswahl der Keramik wurde darauf Wert gelegt, einen möglichst repräsentativen Querschnitt vom 1. Jahrhundert v.Chr. bis in das 6. Jahrhundert n.Chr. zu erzielen, wobei gut stratifizierten Fundkomplexen der Vorzug gegeben wurde. Das Formrepertoire der beprobten Gefäße umfasst neben Kochtöpfen und deren Deckel Kasserollen, Kochpfannen, Schüsseln, Krüge, Siebgefäße, Becher, Teller, Schalen und Kleeblattkannen.
Das Ziel dieser Untersuchung ist, die lokalen Tonrezepturen von Ephesos zu definieren und deren Laufzeiten zu bestimmen. Dabei werden die keramischen und technologischen Eigenschaften, wie die Tonart, die Mineral- und Gesteinseinschlüsse im Ton, die Brenntemperaturen und die Formen der Gefäße untersucht. Die petrographischen Analysen haben gezeigt, dass sieben von neun lokalen petrographischen Küchenwarefabrikaten (Abb.) in Bezug auf die Zusammensetzung ihrer Mineral- und Gesteinseinschlüsse relativ homogen sind.

Innerhalb dieser sieben relativ homogenen petrographischen Fabrikate konnte ein petrographisches Hauptfabrikat nachgewiesen werden, das seit dem Spätneolithikum bis in das Mittelalter kontinuierlich für die Keramikherstellung Verwendung fand. Diese weist eine grobkörnige Tonpaste auf und besitzt zahlreiche metamorphe Bestandteile, wie Quarz-Glimmerschiefer, Glimmer, Glimmerschiefer und Albit mit Epidoteinschlüssen. Die anderen sechs relativ homogenen petrographischen Fabrikate sind diesem Hauptfabrikat in ihrer Zusammensetzung ähnlich. Ihre Mineral- und Gesteinseinschlüsse weisen auf eine metamorphe Herkunft hin. Als Unterscheidungsmerkmal zwischen diesen petrographischen Fabrikaten dienten hauptsächlich die Anzahl der aplastischen Einschlüsse und die Korngrößen. Neben diesen sieben homogenen petrographischen Fabrikaten können zwei weitere lokale Fabrikate unterschieden werden: Das eine Fabrikat enthält zahlreiche serpentinitartige Einschlüsse, während das andere diagnostische Bestandteile, wie Aktinolith oder Tremolit aufweist. Alle neun lokalen Tonrezepturen stellen natürliche Verwitterungsprodukte dar und wurden somit vom antiken Töpfer nicht intentionell zubereitet. Die unterschiedlichen lokalen Tonrezepturen lassen sich auf natürliche Verschiedenheiten der Tonentnahmestellen zurückführen. Für die sieben relativ homogenen petrographischen Fabrikate wurden Tone verwendet, die aus derselben geologischen Landschaft stammen und am Bülbüldağ, dem südlichen Stadtberg von Ephesos vorzufinden sind. Geologische Feldstudien bestätigten außerdem, dass Serpentinite südöstlich von Selçuk anzutreffen sind. Von hier könnte das petrographische Fabrikat mit den vielen serpentinitartigen Einschlüssen stammen. Das petrographische Fabrikat, welches reich an Aktinolith oder Tremolit ist, kann wiederum mit dem Stadtberg Bülbüldağ in Verbindung gesetzt werden, da diese Minerale entlang der Straße nach Meryemana vorzufinden sind.

© Jessica Erci
e-mail: jessica.erci@oeai.at

This article should be cited like this: J. Erci, Kochgeschirr aus Ephesos: Archäometrische Analysen späthellenistischer bis spätantiker Küchenware, Forum Archaeologiae 78/III/2016 (http://farch.net).



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