Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 70 / III / 2014

ZWEI ZIEGELÖFER DER legio XIIII gemina martia victrix IN DEN LEGIONSZIEGELEIEN VON VINDOBONA

Im Winter 2012/13 wurden von der Stadtarchäologie Wien Grabungen auf dem Grundstück Wien 17, Steinergasse 16/Geblergasse 47 durchgeführt. Die Parzelle befindet sich auf dem Areal der römischen Legionsziegeleien von Vindobona, knapp 3 km westlich des Legionsstandortes.
Es konnten dabei zwei nebeneinander liegende, ausgezeichnet erhaltene Ziegelbrennöfen (Abb.) dokumentiert werden, wobei Heizkammer, Schürkanal und Arbeitsgrube beinahe vollständig erhalten waren.

Ofen 1
Der 2m in den anstehenden Schotter gesetzte Heizraum von Ofen 1 zeigte eine Ummauerung aus Lehmziegeln, die im unteren Abschnitt von zwei aus Ziegelplatten aufgemauerten Bänken abgedeckt waren. An der Rückseite war noch der Rest eines Stützpfeilers für die allerdings nicht mehr erhaltenen Bogenrippen vorhanden. Dabei war eine zweiphasige Nutzung des Ofens nachzuweisen. Die Bodenplatten bestanden aus durch die hohen Temperaturen dunkel gebrannte bipedales. Die im Norden vorgelagerte Arbeitsgrube war mit zahllosen, meist rot verbrannten Lehmziegeln verfüllt, daneben fand sich eine Auskleidung aus dem typischen grünlichgrauen „Hernalser Tegel“. Die Lehmziegel stammten wohl von der zerstörten Brennkammer. Im anschließenden Schürkanal zeigten sich massive Ascheschichten, die anzeigten, wo das Brennholz beschickt worden ist. Gut erkennbar war auch der Gewölbeansatz über der Öffnung des Schürkanals.

Ofen 2
Ofen 2 entsprach demselben Bautyp wie Ofen 1, hatte aber noch erhaltene Querzüge in Form von Ziegel gemauerten Gewölbebögen. Den Boden der Heizkammer bedeckten ebenfalls großformatige Ziegelplatten. In der Arbeitsgrubenverfüllung kam ein Ziegelfragment mit Inschrift zum Vorschein. Von dieser ist der keltische Namensteil „Bussu“ auflösbar. Vielleicht handelt es sich hierbei um eine Weihung an Iupiter Bussumarius, wie sie aus dem dakischen Apulum, dem Stationierungsort der 13. Legion unmittelbar nach ihrem Aufenthalt in Vindobona bekannt ist. Nördlich der Öfen konnten Überreste einer Trockenhalle identifiziert werden. Zwischen Halle und Öfen war eine 80cm tiefe Grube mit knapp 3 m Durchmesser zu finden, die als Sumpfgrube anzusprechen ist. Ein Gräbchen einer Wasserleitung konnte ebenfalls auf dem Grabungsgelände nachgewiesen werden. Der Rohstoff der Ziegelproduktion, der grünlichgraue „Hernalser Tegel“ war bis zu einem halben Meter hoch an allen Stellen außerhalb der Ofenanlagen anzutreffen. Beide Öfen enthielten in ihrer Konstruktion Ziegel mit Stempeln der 13. und 14. Legion und nur in der zweiten Ausbauphase von Ofen 1 jene der nachfolgenden 10. Legion. Somit dürften die beiden Öfen nach truppengeschichtlichen Kriterien zwischen 101 und 114 zu datieren sein. Spätrömische Funde waren auf der Grabungsfläche nicht vorhanden.
Das Gebiet der römischen Legionsziegelei im Raum Hernals umfasst nach den bisher bekannten Befunden ein Areal von ca. 3,3ha.
Innerhalb der Verfüllungen der Arbeitsgrube von Ofen 2 konnte eine nachrömische Grabgrube festgestellt werden. Es handelte sich dabei um das Skelett einer Frau mit Ohrring und Perlenkette sowie mit Töpfchen als Beigabe. Im Brustbereich war ein schwerer Stein platziert worden und in ihrer rechten Augenhöhle war ebenfalls ein Stein gedrückt. Es handelte sich dabei um ein spätawarisches Frauengrab des 8. Jahrhunderts. In der Heizkammer von Ofen 2 fand sich ein weiteres Skelett. Als Beigabe hatte der Tote ebenfalls ein awarenzeitliches Töpfchen am Fußende liegen sowie Eisenteile, die ursprünglich ein Holzfässchen mit Henkel umspannten.


© Martin Mosser
e-mail: martin.mosser@stadtarchaeologie.at

This article should be cited like this: M. Mosser, Zwei Ziegelöfen der legio XIIII gemina martia victrix in den Legionsziegeleien von Vindobona, Forum Archaeologiae 70/III/2014 (http://farch.net).



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