Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 70 / III / 2014

ALEXANDER CONZE IN WIEN (1869–1877)

Alexander Conze (1831–1914) war von 1869 bis 1877 der erste Ordinarius für das in Österreich neu eingerichtete Fach Klassische Archäologie an der Universität Wien.
Am 15. April 1869 hielt er seine programmatische Antrittsrede [*].

Conze hat in den acht Jahren in Wien immens viel für Lehre und Forschung geleistet. Anfangs am vordringlichsten war das Beschaffen von Anschauungsmaterial für seine Lehrveranstaltungen. Dieses bekam er zunächst von Heinrich Brunn aus München, der bereits über „Vorlegeblätter“ verfügte, begann aber unverzüglich selbst mit der Produktion von solchen Tafeln – auch für den Verkauf. Insgesamt brachte Conze zwischen 1869 und 1876 acht Serien mit jeweils zwölf Tafeln heraus.
Conze war ein äußerst aktiver Wissenschaftsorganisator, was ambitionierten Projekten, wie es „Die attischen Grabreliefs“, ein großes Sammel- und Publikationsvorhaben, und seine Grabungskampagnen auf der Insel Samothrake waren, zugute kam. Diese 1873 und 1875 unternommenen Ausgrabungen wurden vorbildlich ausgeführt und bestens dokumentiert sowie in zwei hervorragend, auch schon mit Fotografien ausgestatteten Bänden 1875 und 1880 publiziert. Darüber hinaus existieren davon handschriftliche Aufzeichnungen, Berichte und Briefe von Conze, aber auch von Grabungsteilnehmern wie Alois Hauser.
Alexander Conzes Wiener Zeit, seine Initiativen und Projekte sind sehr gut anhand der umfangreichen Korrespondenz und viel Archivmaterial verschiedener Natur dokumentiert.
Die Briefe sind nur zum geringen Teil durch Regesten erschlossen, publiziert ist bisher so gut wie nichts. Conzes wissenschaftliche Korrespondenzpartner mit dem größten Aufkommen an Briefen und Postkarten sind Adolf Michaelis und Otto Benndorf, aber zahlreich ist auch die Korrespondenz mit Wilhelm von Bode, Heinrich Brunn, Rudolf Eitelberger, Wilhelm Fröhner, Wilhelm Gurlitt, Otto Hirschfeld, Theodor Mommsen, Heinrich Schliemann, Johannes Vahlen – um nur einige Namen aus Conzes Wiener Zeit anzuführen.
Bedeutsame Archivmaterialien amtlicher Art liegen zum Beispiel im Österreichischen Staatsarchiv, in den Akademien der Wissenschaften in Wien und Berlin, in den Archiven der Universität Wien und Göttingen sowie der Akademie der Bildenden Künste in Wien.
Ein großes Anliegen war Conze die Erwerbung von Gipsabgüssen antiker Skulpturen – er ist der Begründer der archäologischen Abgusssammlung der Universität Wien.
In Österreich führte Conze nie eine Ausgrabung durch, betonte aber stets die Bedeutung der lokalen Altertümer und widmete sich diesen aufmerksam auf seinen Reisen durch die Monarchie. Viele Denkmäler skizzierte und beschrieb er in seinen Notizbüchern. Zum Teil flossen die betreffenden Skulpturen in seine dreiteilige Publikation „Römische Bildwerke einheimischen Fundorts in Österreich“ ein, erschienen in den Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 1872, 1875 und 1877.
Gemeinsam mit Otto Hirschfeld betrieb Conze an der Universität Wien die Gründung des „Archaeologisch-Epigraphischen Seminars“, die am 1. Oktober 1876 erfolgte.
Schließlich rief Conze – wieder gemeinsam mit Otto Hirschfeld – 1877 die „Archaeologisch-Epigraphischen Mittheilungen aus Österreich“ als Institutszeitschrift ins Leben, die zwanzig Jahre Bestand haben sollten.


[*] Ueber die Bedeutung der classischen Archaeologie. Eine Antrittsvorlesung gehalten an der Universität zu Wien am 15. April 1869 von Alexander Conze (Wien 1869).


© Karl Reinhard Krierer, Ina Friedmann
e-mail:karl.reinhard.krierer@univie.ac.at, ina.friedmann@univie.ac.at
http://conzeprojekt.univie.ac.at/

This article should be cited like this: K.R. Krierer – I. Friedmann, Alexander Conze in Wien (1869–1877), Forum Archaeologiae 70/III/2014 (http://farch.net).



HOME