| Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 70 / III / 2014 |
Bei Ausgrabungen der Jahre 2009–2012 im südwestlichen Randbereich der römerzeitlichen Siedlung Brigantium (Bregenz) konnten Spuren von drei aufeinander folgenden frühkaiserzeitlichen Militärlagern freigelegt werden. Damit liegen erstmals stratigrafische Grabungsergebnisse zu diesem frühen römischen Militärstandort vor, welcher in der Fachwelt schon seit langem postuliert wird, von manchen Forschern aber aufgrund zweifelhafter Befunde der Altgrabungen bisher in Frage gestellt wurde. Von den beiden ältesten Militäranlagen konnten nur kleinere und durch spätere Eingriffe stark gestörte Abschnitte der Umwehrung aufgedeckt werden. Aufgrund des fehlenden bis maximal spärlichen Fundanfalls in den ältesten Schichten ist der Zeitpunkt ihrer Errichtung außerdem schwer fassbar. Das älteste im Grabungsareal geborgene Fundmaterial weist aber in die mittel- bis spätaugusteische Zeit und zudem konnte für ein (in Letztverwendung angetroffenes) Holzstück das Fälldatum 5 n.Chr. bestimmt werden, sodass eine erste (militärische) Bauaktivität auf dem Areal in den Jahren um Christi Geburt gesichert ist.
Neben den Baustrukturen der Militärlagerzeit kamen bei den neuen Ausgrabungen auch zahlreiche frühkaiserzeitliche Militaria ans Tageslicht. Dabei handelt es sich um Teile von Offensiv- und Defensivwaffen (u.a. Dolchscheidenfragmente, Schwertscheidenklammern, Waffenspitzen, Schildbuckel und Beschläge von Schienenpanzern), Fragmente des Militärgürtels (u.a. Gürtelbleche mit Niellodekor und Schurzanhänger) und sonstige Ausrüstungsgegenstände (Ösen- und Nietknöpfe etc.). Diese lassen sich typologisch vorwiegend in tiberisch-neronische Zeit datieren und stellen eine wichtige Ergänzung der bisher aus Bregenz bekannten frühkaiserzeitlichen Militaria dar. Die archäologische Aufarbeitung der neuen Ausgrabungsbefunde und des militärischen Fundmaterials (sowohl der neuen Ausgrabungen als auch der Bregenzer Altgrabungen) erfolgt im Zuge eines vom FWF (Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung) finanzierten Forschungsprojekts (P23777) sowie einer Dissertation an der Universität Innsbruck und verspricht bedeutende neue Erkenntnisse zur Frühzeit von Brigantium zu liefern.
Literatur
Besser greifbar ist das Lager der (früh)tiberischen bis frühclaudischen Zeit, dem zwei parallel verlaufende Spitzgräben (Abb.) und Überreste einer Holz-Erde-Mauer sowie einer Toranlage zugewiesen werden können. In Zusammenhang mit der Errichtung dieses Lagers ist auch die Anlage der Hauptdurchzugsstraße von Brigantium zu sehen, deren mehrphasiger Aufbau dokumentiert werden konnte und die wichtige chronologische Anhaltspunkte für das Ende der Militärlagerphase lieferte (vgl. Beitrag von Karl Oberhofer „Brigantium – Neue Erkenntnisse zu einer bemerkenswerten Holzkonstruktion“). Die entsprechenden naturwissenschaftlichen Datierungsergebnisse untermauern den anhand der Kleinfunde gewonnenen Datierungsansatz für die Auflassung des Militärlagers in der frühen Regierungszeit des Kaisers Claudius.
A. Hild, Brigantiums Frühkastell. Carinthia I 143, 1953, 711–714
M. Konrad, Neue archäologische Ergebnisse zum Beginn des römischen Bregenz, Jahrbuch des Vorarlberger Landesmuseumsvereins 1989, 19–25
J. Kopf, Rückblick und Ausblick: Spuren frührömischen Militärs in Brigantium, Jahrbuch des Vorarlberger Landesmuseumsvereins 2011, 68−75
J. Kopf/K. Oberhofer, Brigantium/Bregenz, Kastellareal: Neues zur Lage und Größe des Militärpostens, Jahrbuch des Vorarlberger Landesmuseumsvereins 2013, 62–75
F. Schimmer, Zum Beginn des frühkaiserzeitlichen Brigantium (Bregenz): Zivilsiedlung oder Militärlager?, in: Z. Visy (Hrsg., Limes XIX. Proceedings of the XIXth International Congress of Roman Frontier Studies (Pécs 2005) 609–622
W. Zanier, Das Alpenrheintal in den Jahrzehnten um Christi Geburt, Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte 59 (München 2006) 75–87
© Julia Kopf
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This article should be cited like this: J. Kopf, Militärische Befunde und Funde der frühen Kaiserzeit aus Bregenz, Forum Archaeologiae 70/III/2014 (http://farch.net).
