Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 70 / III / 2014

RÖMISCHE ZWISCHENGOLDGLÄSER MIT BILDERN AUS DEM NEUEN TESTAMENT
Ein Überblick

Im Fundus der römischen Zwischengoldgläser, der derzeit mit 844 Objekten beziffert werden kann, finden sich neben vielfältigen unterschiedlichen Bildern auch zahlreiche Exemplare, die Szenen aus dem Neuen Testament zeigen. Sie erlauben es, einen Einblick in die Bilder- und Glaubenswelt der Christen des 3. und 4. Jahrhunderts nach Christus zu bekommen und helfen so, diese Aspekte zu erweitern.
Innerhalb der Darstellungen aus dem Neuen Testament und verwandter Texte, wie den neutestamentlichen Apokryphen, trifft man auf Szenen, die aus anderen (monumentalen) Materialgattungen gut bekannt sind, und ebenso auf Gegenstände, die der so genannten Kleinkunst zugerechnet werden, zu finden sind.
Spärlich belegt sind gesicherte Darstellungen der Anbetung des Christuskindes durch die Magier – mit nur einem Stück (Frankfurt, Kunstgewerbeverein Inv.-Nr. 2003,1.61), welches diese Szene trägt und heute noch existent ist – und des Wunders der Blindenheilung. Dennoch sind es gerade diese Stücke, die aufgrund ihrer Darstellungen umso wertvoller sind, vermögen sie es doch, den Bestand der gezeigten Szenen eindeutig zu erweitern und sie innerhalb der verschiedenen Bildthemen, die auf römischen Zwischengoldgläsern gefunden werden können, zu verankern.
Die Ursache, weshalb diese Bilder beispielsweise in der Sarkophagplastik so oft, im Medium der römischen Zwischengoldgläser aber so selten zu finden sind, kann allein in der vergleichsweise geringen Anzahl der bekannten Stücke gefunden werden; es handelt sich bei den erwähnten Szenen demnach nicht um spezielle Raritäten.
Auf diverse andere Darstellungen, die unter anderem das Weinwunder Christi, die Heilung des Gichtbrüchigen, die Erweckung des Lazarus oder beispielsweise auch das Wasserwunder Petri zeigen, trifft man häufiger; für diese Bilder sind zahlreiche Objekte gesichert.
In unterschiedlichen Formen (Gefäßböden sowie Nuppen) werden die entsprechenden Szenen umgesetzt und sind auch dadurch in der Lage, verschiedenste Bedürfnisse der potentiellen Käufer zu befriedigen.
Einige der erwähnten Szenen und Bilder gelten zumeist als Ausdruck für Hoffnung und Rettung, andere können als Symbol der Taufe verstanden werden. Mit der Absicht, diese wesentlichen Inhalte zu vermitteln, wurden römische Zwischengoldgläser, die als besondere Objekte verstanden werden sollen, in Auftrag gegeben und an speziellen Anlässen, wie Hochzeiten oder Taufen, als Geschenk überreicht.

Weiterführende Literatur
R. Garrucci, Vetri ornati di figure in oro. Trovati nei cimiteri cristiani di Roma 2(Roma 1864)
R. Garrucci, Storia dell’arte cristiana nei primi otto secoli della chiesa. Volume III: pitture non cimiteriali (Prato 1876)
C. R. Morey – G. Ferrari (eds.), The Gold-Glass Collection of the Vatican Library with additional catalogues of other gold-glass collections, Catalogo del Museo Sacro 4 (Città del Vaticano 1959)
B. Asamer, Alttestamentliche Darstellungen auf römischen Zwischengoldgläsern (unpubl. Diss. Wien 1985)


© Johanna Köck
e-mail: johanna.koeck@me.com

This article should be cited like this: J. Köck, Römische Zwischengoldgläser mit Bildern aus dem Neuen Testament. Ein Überblick, Forum Archaeologiae 70/III/2014 (http://farch.net).



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