Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 70 / III / 2014

POMPEJANISCHE GASTSTÄTTEN: GESTALTUNG, ROLLE UND RÄUMLICHE INTEGRATION IN DER ANTIKEN STADT

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen Beitrag zum Verständnis des Einzelhandels für Essen und Trinken (cauponae) in Pompeji zu leisten. Dabei sollen die kontextualen Dimensionen anhand der Umgebung, in der diese Geschäfte inkorporiert waren, rekonstruiert werden. Bisher zielte das Forschungsinteresse bei Gasthäusern in Pompeji auf die Definition archäologischer Kriterien für die Identifikation der Voraussetzungen für den Verkauf und den Konsum von Essen und Getränken (gemauerte Theken, Herdstellen, große Tongefäß, die sogenannten dolia, Stufenregale auf den Theken und Regale an der Wand) (Abb.), auf Grundrisstypen und die Verteilung über die Stadt ab.

Nur selten galt die Diskussion der Beziehung zwischen cauponae und den Komplexen, in welchen sie eingebettet waren und auch oftmals operierten: Werkstätten, Häuser, hospitia und öffentliche Gebäude. Eine breite Erkundung dieser räumlichen Gestaltung bietet neue Daten, um die Rolle der Gasthäuser in dem sozialen und wirtschaftlichen Arbeitsablauf der Stadt zu rekonstruieren. Zur gleichen Zeit werfen sie Licht auf die eindrucksvolle Anpassungsfähigkeit von Raum in pompejanischen Häusern sowie die Lebens- und Wohnkultur der nicht-elitären Pompejaner. Es ist allgemein akzeptiert, dass in einer späten Phase der Stadtentwicklung, wohl nach dem Erdbeben von 62 n.Chr., eine Reihe privater Häuser komplett in Gasthäuser, Restaurants, hospitia oder sogar Bordelle umgewandelt wurden. Während es sicher ist, dass einige dieser Einrichtungen Pompejis sekundäre Nutzungen privater Häuser darstellen, heißt dies aber nicht, dass keiner dieser Räume mehr für häusliche Nutzung verwendet worden sei. Viele dieser Gebäude scheinen ebenso eine Wohnfunktionen geboten zu haben. Die Eigentümer haben offensichtlich nicht vergessen, ein gewisses Interesse an Wohnstrukturen und ornamentalen Charakteristika zu zeigen. Einige Hauptfragen liegen an der Basis dieser Forschung: wie waren diese Gebäude organisiert und wie viele Teile war kommerziellen Aktivitäten gewidmet? Konnten cauponae und Häuser unabhängig funktionieren? Wie war der häusliche und private Charakter eines Hauses von der Gegenwart von Einzelhandelsaktivitäten betroffen?


© Antonio Calabro
e-mail: antonio.calabro@uni-graz.at

This article should be cited like this: A. Calabro, Pompejanische Gaststätten: Gestaltung, Rolle und räumliche Integration in der antiken Stadt, Forum Archaeologiae 70/III/2014 (http://farch.net).



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