Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 54 / III / 2010

DIE PERSONIFIKATIONEN DES SOG. PARTHERDENKMALS VON EPHESOS - EIN NEUFUND

Vor ein paar Jahren wurde dem Agora-Depot in Ephesos ein Fund zugebracht, der aus vier Fragmenten besteht und zum sog. Partherdenkmal gehört [1]. Es handelt sich um den unteren Teil einer Platte mit drei Figuren. Erhalten sind links die Schuhe einer stehenden Figur, in der Mitte eine nach links lagernde Halbfigur und rechts die Beine einer lang gewandeten stehenden Figur (Abb.). Die linke Figur lässt aufgrund der geschnürten Schuhe eine Hosentragende Figur vermuten. Von der lagernden Figur in der Mitte ist der Oberkörper erhalten, sie stützt sich auf den linken Arm und hält einen Fisch in der Hand. Die rechte Figur trägt ein langes Gewand, von dem eine Draperie am rechten Plattenrand zu sehen ist.

Die Ikonographie der Personifikationen am sog. Partherdenkmal zeigt ein homogenes Kompositionsschema mit zwei stehenden Figuren und einem lagernden Wassergott in der Mitte sowie einem Attribut auf dem Relieffeld zwischen den Oberkörpern der Figuren, die Figurentypen bilden aber eine heterogene Gruppe. Dies veranschaulicht in besonderem Maße die Tracht der Dargestellten, denen ein ethnischer Charakter zugrunde liegt [2]. Die Figuren der Personifikationsserie erinnern sehr an die Natio- und Adventus-Prägungen Hadrians [3], ähnlich sind auch die Figuren auf den aurum coronarium-Prägungen des Antoninus Pius [4]. Alle Untersuchungen zeigen, dass es für die Ikonographie der nationes und provinciae keine einheitliche Ikonographie gegeben hat. Der Charakter der Figuren am Partherdenkmal orientiert sich an der Darstellung von Ethnien. Daher ist eine Deutung der Figuren als Vertreterinnen unterschiedlicher Nationen oder Ethnien, denen ein Wassergott beigestellt ist, in Erwägung zu ziehen [5].

[1] Die Fragmente wurden angeblich außerhalb des Grabungsgeländes von Ephesos gefunden und dem Efes Müzesi Selçuk übergeben. Sie befinden sich heute im Agora-Depot in Ephesos. Nähere Angaben zum Fundort sind nicht bekannt. s. W. Oberleitner, Das Partherdenkmal von Ephesos. Ein Siegesmonument für Lucius Verus und Marcus Aurelius, Schriften des Kunsthistorischen Museums 11 (Wien 2009) 193 FRF 114.
[2] Vgl. dazu A. Landskron, Repräsentantinnen des orbis Romanus auf dem sog. Partherdenkmal von Ephesos. Personifikationen und Bildpropaganda, in: W. Seipel (Hrsg.), Das Partherdenkmal von Ephesos, Akten des Kolloquiums Wien, 27.-28. April 2003, Schriften des Kunsthistorischen Museums 10 (Wien 2006) 103-127.
A. Landskron in: Oberleitner a.O. 244-250. Das Manuskript für den Beitrag von A. Landskron in dem Buch (Oberleitner a.O.) wurde im Herbst 2007 zur Druckvorbereitung in der Publikationsabteilung des Kunsthistorischen Museums abgegeben. Geringfügige Änderungen konnten danach nur noch im Rahmen der Autorenkorrektur und der Korrekturfahnen durchgeführt werden. Alle anderen Publikationen von A. Landskron zu diesem Thema erfolgten in Absprache mit dem Kunsthistorischen Museum.
[3] P.L. Strack, Untersuchungen zur römischen Reichsprägung des 2. Jahrhunderts II. Die Reichsprägung zur Zeit des Hadrian (Stuttgart 1933) 139-166.
[4] P.L. Strack, Untersuchungen zur rö.mischen Reichsprägung des 2. Jahrhunderts III. Die Reichsprägung zur Zeit des Antoninus Pius (Stuttgart 1937) 39-43.
[5] Zur Argumentation mit Anführung der Literatur vgl. Landskron a.O. 102-127; A. Landskron in: Oberleitner a.O. 226-250.

© Alice Landskron
e-mail: alice.landskron@univie.ac.at

This article should be cited like this: A. Landskron, Die Personifikationen des sog. Partherdenkmals von Ephesos - ein Neufund, Forum Archaeologiae 54/III/2010 (http://farch.net).



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