Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 54 / III / 2010

DIE RÖMISCHEN FIBELN AUS IUVAVUM/SALZBURG

In der Stadt Salzburg werden seit dem 19. Jahrhundert kontinuierlich Grabungen durchgeführt, bei denen immer wieder Fibeln zutage gekommen sind. Diese werden großteils im Salzburg Museum aufbewahrt. Bis dato wurden ca. 250 Stück aufgenommen, die aus dem antiken Stadtbereich des municipium Claudium Iuvavum/Salzburg sowie aus den zugehörigen Gräberfeldern stammen. Eine Analyse des Fibelmaterials ist deshalb von Interesse, weil für Iuvavum/Salzburg seit der Okkupationszeit von Noricum eine Besiedelung belegt werden kann, die sich bis in das 4. Jahrhundert und darüber hinaus deutlich verfolgen lässt. Die schichtdatierten Fibelfunde aus den jüngeren Grabungen können dabei für eine chronologische Einordnung und Entwicklung des lokalen Formenspektrums herangezogen werden.
Die Formen der bisher aufgenommenen Fibeln entsprechen im Allgemeinen den gebräuchlichen Typen des Alpenraumes, wobei den Hauptbestand kräftig profilierte Fibeln, aber auch norisch-pannonische Doppelknopf- und Flügelfibeln sowie die zeitlich jüngeren Kniefibeln bilden. Das übrige Material stellt mit Einzelfunden ein breites Spektrum unterschiedlicher Typen dar. Besonders aufschlussreich erscheinen in diesem Zusammenhang Befunde und Funde, die konkrete Hinweise für eine lokale Fibelproduktion im antiken Stadtgebiet von Salzburg liefern. So konnten im Südtrakt der Alten Universität, im Furtwänglerpark, im Hof des Toskanatrakts der Alten Universität sowie im 1. Innenhof der Neuen Residenz Bronzegießereien festgestellt werden, in denen Fibeln hergestellt wurden.
Im Südtrakt der Alten Universität fand sich in einem lang gestreckten Gebäude des 2.Jhs. n.Chr. ein Raum, der mit einem Ofen ausgestattet war und in dessen Umgebung Bronzeschmelztropfen lagen. Hier wurden auch Halbfabrikate von kräftig profilierten Fibeln angetroffen, die allerdings aus früheren Straten stammen könnten. Im nahe gelegenen Furtwänglerpark kamen im Bereich von Rutenwandbauten der claudischen Zeit zahlreiche Herd- und Feuerstellen zum Vorschein, die aufgrund der vergesellschafteten Funde als Werkplätze von Bronzegießern anzusprechen sind. Diese stellten auch kräftig profilierte Fibeln her. Ebenfalls in den Schichten des mittleren 1.Jhs. n.Chr. fanden sich im Toskanatrakt in den Räumlichkeiten einer Metall verarbeitenden Werkstatt Bleimodelle und Halbfabrikate von norisch-pannonischen Flügelfibeln (Abb.) sowie das Stück einer unfertigen kräftig profilierten Fibel. Im 1. Innenhof der Neuen Residenz konnte in einem Gebäude des 2.Jhs. n.Chr. (Haus B) in einer Eisenschmiede anhand eines Halbfabrikates und Altmetall aus Bronze auch die Herstellung von kräftig profilierten Fibeln belegt werden.
Neben diesen Befunden sind aus den Grabungen Universitätsplatz 6, Residenzplatz, Neue Residenz, 1. Innenhof (jedoch ohne Bezug zur Werkstatt), und Kapitelhaus Bleimodelle, Halbfabrikate und Fehlgüsse von Fibeln zu nennen, die sich mit keiner Gießerei in Verbindung bringen lassen. In der Liegenschaft Universitätsplatz 6 kam das Halbfabrikat einer kräftig profilierten Fibel zutage. Vom Residenzplatz stammen die Bleimodelle einer Kniefibel und einer Scharnierarmfibel sowie die Halbfabrikate einer kräftig profilierten Fibel und zweier Kniefibeln. Halbfabrikate einer kräftig profilierten Fibel und einer Kniefibel wurden ebenso in der Neuen Residenz gefunden. Ein weiteres Halbfabrikat einer kräftig profilierten Fibel kann aus dem Kapitelhaus angeführt werden.
Diese Funde sind wichtig, da sie nicht nur die mit Sicherheit in Iuvavum/Salzburg produzierten Fibeltypen zeigen, sondern auch wertvolle Informationen über die angewandten Herstellungsmethoden bieten.

© Doris Knauseder
e-mail: dorisknauseder@hotmail.com

This article should be cited like this: D. Knauseder, Die römischen Fibeln aus Iuvavum/Salzburg, Forum Archaeologiae 54/III/2010 (http://farch.net).



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