Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 54 / III / 2010

MONTANARCHÄOLOGISCHE FORSCHUNG IN DEN EISENERZER ALPEN, STEIERMARK
Bronzezeit bis Neuzeit

Die reichen Erzlagerstätten in den Eisenerzer Alpen wurden nachweislich insbesondere in der Bronzezeit und seit dem Mittelalter intensiv ausgebeutet. Kupfer- und Eisenerz kommen in unterschiedlichen Mineralisationen in diesem Abschnitt der östlichen Grauwackenzone vor. Mit der Ausgrabung des spätmittelalterlichen Eisenschmelzplatzes "Feisterwiese" 1929/30 auf dem Gelände des Steirischen Erzberges in Eisenerz, geleitet von W. Schmid und W. Schuster, setzte die montanarchäologische Forschung in den Eisenerzer Alpen ein. Nach der Entdeckung der ersten prähistorischen Kupferschlackenplätze durch E. Preuschen 1955 wurde die Erforschung der bronzezeitlichen Kupfergewinnung vor allem im Paltental und in Johnsbach durch C. Eibner, H. Presslinger, G. Sperl und G. Walach seit 1975 forciert und in der Eisenerzer Ramsau seit 1992 durch die Vortragende erweitert.
Parallel zur Entdeckung und Dokumentation zahlreicher prähistorischer Kupferschlackenplätze bzw. großer Kupferschmelzplätze, die in der Mehrheit noch nicht näher datierbar sind, beschrieb C. Eibner anhand der Grabungsbefunde vom Schmelzplatz "Versunkene Kirche" in St. Lorenzen bei Trieben im Paltental 1979/80 erstmals die Konstruktion der bronzezeitlichen ostalpinen Kupferhütte; diese wurde wiederholt durch neue Ausgrabungen, nicht zuletzt auf der bisher größten Verhüttungsanlage "Kupferschmelzplatz S1" (Abb.) in der Eisenerzer Ramsau" (1992-2006) durch die Vortragende bestätigt. Prähistorische Bergbauspuren wurden dokumentiert, jedoch noch nicht näher untersucht.

Einen römerzeitlichen Eisenerzabbau oder eine römerzeitliche Eisenerzverhüttung auf dem Steirischen Erzberg oder in dessen nächsten Umfeld können bis dato nicht nachgewiesen werden. Ursprünglich als römisch datierte Fundstellen gehören dem Mittelalter bzw. der Neuzeit an.
Am Südwestrand der Eisenerzer Alpen, im Paltental und westlich und östlich des Gebirgszuges sind Siedlungen bekannt, die zumindest teilweise einen Bezug zum Bergbau in den Eisenerzer Alpen in prähistorischer Zeit zeigen.
Die mittelalterliche Eisengewinnung ist archäologisch durch eine Reihe von Eisenschmelzplätzen, sei es am Blahberg/Dürrnschöberl nahe Admont oder im Umfeld des Steirischen Erzberges in Eisenerz und Vordernberg belegt. Nach der ersten Ausgrabung des Eisenschmelzplatzes "Feisterwiese" in Eisenerz 1929/30, ursprünglich in die Römische Kaiserzeit datiert, von G. Sperl später richtig dem Spätmittelalter zugewiesen, untersuchte C. Eibner eine hochmittelalterliche Anlage auf dem Blahberg/Dürrnschöberl 1981. Bergbaue des Mittelalters und der Neuzeit (Kupfer und Eisen) wurden bisher vielfach dokumentiert aber nicht archäologisch untersucht.
Holzkohle war in der Region der alleinige Energieträger für die Metallgewinnung bis um 1900. Die mittelalterliche und neuzeitliche Produktion von Holzkohle in Meilergruben, in stehenden und liegenden Meilern wurde in der Eisenerzer Ramsau seit 1992 systematisch erforscht und deren Spuren mittlerweile auch in anderen Teilen der Eisenerzer Alpen aufgefunden.
Spätestens mit der Intensivierung des Bergbaus (Kupfer und Eisen) seit dem Mittelalter entstand ein Verkehrsnetz aus Wegen und Straßen, das die Eisenerzer Alpen durchzieht und mit den umliegenden Tälern und Fernwegen verbindet. Dieses Verkehrsnetz wird insbesondere im Ostteil des Untersuchungsgebietes seit mehr als 10 Jahren sukzessive archäologisch und historisch erforscht.
Die Kulturlandschaft in den Eisenerzer Alpen, wie sie sich heute präsentiert, kann als Bergbaufolgelandschaft bezeichnet werden, zumal die Spuren des Bergbaus, der Metallgewinnung, der historischen Waldnutzung und der Almwirtschaft unübersehbar sind. Die Erforschung dieser speziellen Kulturlandschaft hatte von Anfang an eine interdisziplinäre Struktur und soll auch in dieser Weise zukünftig fortgesetzt werden.

© Susanne Klemm
e-mail: susanne.klemm@oeaw.ac.at

This article should be cited like this: S. Klemm, Montanarchäologische Forschung in den Eisenerzer Alpen, Steiermark. Bronzezeit bis Neuzeit, Forum Archaeologiae 54/III/2010 (http://farch.net).



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