Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 54 / III / 2010

DIE AULA DER VILLA BRUCKNEUDORF, BURGENLAND

Die Villa von Bruckneudorf (Burgenland) liegt unweit der antiken Bernsteinstraße und ist für den reichen Mosaikschmuck des 4.Jhs. n.Chr. bekannt. Die repräsentative Aula (Abmessung ca. 13,50 x 13,80m) mit der angrenzenden Apsis wurde erst bei dieser Umbauperiode nach 355 n.Chr. errichtet.
Die Grabungen der Jahre 1994-2004 erbrachten neue Erkenntnisse zur Ausgestaltung dieses Raumes.
Von der Wanddekoration waren Teile des Sockels bis 1976 an der Wand erhalten. An der Westwand im Bereich der Mauer zu Raum 3 war eine einfache Felderdekoration mit einfarbig blauen und roten Feldern zu erkennen, die durch einen weißen, durch schwarze Linien eingefassten Streifen getrennt wurden. An der Südwand blieb die Dekoration von gelben und blauen Feldern, die durch eine schwarze Linie getrennt wurden, erhalten. Darüber befand sich eine schwarze Wand mit weißem Stundenglasmotiv, das abwechselnd senkrecht und waagrecht dargestellt wurde. Die erhaltenen Wandmalereireste der Südwand wurden abgenommen und nach Eisenstadt in das Landesmuseum gebracht. Die weitere Dekoration der Wand lässt sich aus dem erhaltenen Fundmaterial nicht mehr rekonstruieren.

Bei der Decke handelt es sich um eine Flachdecke, wobei der Putz auf ein Lattengeflecht aufgebracht wurde, das im Fischgrätmuster geflochten war. Die Dekoration besteht aus einem Kreuzblütenrapport auf rotem Grund. An den Schnittpunkten befinden sich ockerfarbige Kreise. Die Kreislinien des Rapports werden von einem grünen bzw. blauen Streifen gebildet, der von weißen dünnen Linien begrenzt wird. In den vier Blättern der Kreuzblüten sind jeweils eine ockerfarbige Punktrosette aus fünf Punkten sowie zwei stark abstrahierte Lilien mit zwei Punkten in Richtung Blattspitze zu erkennen. In den Zwickeln befinden sich entweder eine weiße Blüte mit dunklem Mittelpunkt und vier stark abstrahierten Lilien oder stark vereinfachte Darstellungen in Blautönen. In der Mitte der Decke ist ein Medaillon mit einem Durchmesser von ca. 1,3m zu rekonstruieren. Die blaue Fläche wird von einem braunen Rand eingefasst. Vom Mittelmedaillon sind nur geringe Reste erhalten, die keine Rekonstruktion der Darstellung ermöglichen (Abb.). Die Dekoration der Decke wiederholt das Muster des Mosaikbodens. Somit entstand ein in sich geschlossenes Dekorationskonzept der Aula. Diese Funktion wird durch die angrenzende erhöhte Apsis verstärkt, wobei jedoch über deren Ausstattung zu wenig bekannt ist.
Von einem Fragment des Mittelmedaillons wurde ein Dünnschliff angefertigt. Im Polarisationsmikroskop konnte festgestellt werden, dass die rote Hämatitschicht (roter Ocker) direkt auf den sehr feuchten Putz aufgebracht wurde und erst in einem weiteren Arbeitsgang die Farbschicht des "Ägyptisch Blau". Beide Pigmente konnten auch mittels Röntgendiffraktometer [1] bestimmt werden.
Auf Steinen des Mosaikunterbaus, der so genannten Bürste, blieben Farbspritzer in Rot und Grün bzw. Blau erhalten. Diese Farben wurden auch für die Deckenmalerei verwendet. Dies weist darauf hin, dass man zuerst den Unterbau herstellte, im nächsten Arbeitsschritt die Ausmalung des Raumes erfolgte und erst am Schluss der Mosaikboden verlegt wurde.

[1] Die Untersuchungen wurden am Institut für Materialwissenschaft und Physik der Universität Salzburg durch G. Tippelt durchgeführt.

© Gudrun Kieweg-Vetters
e-mail: gudrun.kieweg@yahoo.de

This article should be cited like this: G. Kieweg-Vetters, Die Aula der Villa von Bruckneudorf, Burgenland, Forum Archaeologiae 54/III/2010 (http://farch.net).



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