Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 50 / III / 2009

DIE IKONOGRAPHIE VON SCHWERT UND SCHWERTKAMPF IM BRONZE- UND FRÜHEISENZEITLICHEN GRIECHENLAND

Dem Schwert können aufgrund der ikonographischen Darstellungen und der Schwertfunde der Bronze- und Früheisenzeit Griechenlands zahlreiche Funktionen zugeordnet werden. Das Schwert diente nicht nur als rein militärisches Objekt zum Kampf, sondern auch als Kultobjekt (Votivgabe, Attribut einer Gottheit, Opfergerät) sowie als Repräsentationsobjekt. Bei diesen Darstellungen ist nicht nur das Material beziehungsweise das Objekt, auf dem sich die Abbildungen befinden, unterschiedlich sondern auch die Weise, wie das Schwert auf diesen gehandhabt wird.
Die Hunter- / Warrior-Figuren der Frühen Bronzezeit, welche zum Vergleich herangezogen wurden, tragen den Dolch an der Taille und stehen mit beiden Beinen fest am Boden. Die Siegel und die Darstellungen auf den Gefäßen der späteren Zeit zeigen im Gegensatz dazu eine größere Bewegtheit der Figuren, welche auch mit dem Schwert agieren konnten. Bei den Kampfdarstellungen wird nicht nur der Kampf Mann gegen Mann behandelt, sondern auch der mit einem Tier. Hierbei sind einzelne Kampftechniken, also die Angriffsweisen mit dem Schwert, zu unterscheiden. Generell sind dabei zwei Schwertarmhaltungen entscheidend:
1. Der Angriff, bei dem der Schwertarm angewinkelt ist, sodass sich das Schwert über der Kopfhöhe befindet.
2. Der Angriff, bei dem sich das Schwert in Hüfthöhe befindet. Die Schwertspitze ist bei diesen Kämpfen immer auf den Gegner gerichtet. Bei den Duellen sind meist zwei gleichwertige Gegner zu erkennen. Bei Dreikampfgruppen wird die Mittelfigur meist überlegen dargestellt. Einer der Angreifer ist bereits tot oder sinkt verletzt nieder. Der andere wird gerade von dem überlegenen Krieger in der Mitte angegriffen. Hierbei ist zu erwähnen, dass auch Mehrfachkämpfe dargestellt wurden, welche sich immer in mehrere Zweikämpfe aufspalten.


Die Trageweisen, welche auf einigen Objekten zu erkennen sind, erlauben einige Aussagen. Das Schwert wurde entweder am Waffengurt oder bei der Taille, an einem Gürtel befestigt, getragen. Bei dem Waffengurt, welcher auch als Gehänge bezeichnet wird, verläuft der Riemen schräg von der Schulter über den Brustkorb zu der gegenüberliegenden Hüfte. Das Schwert ist am Scheidenmund und bei der Scheidenmitte an diesem Gurt befestigt und hängt so seitlich am Körper herab. Die Scheide konnte jedoch auch am Rücken, befestigt am Riemen, getragen werden.
Neben diesen Kampf- und Jagddarstellungen nehmen kultische und repräsentative Wiedergaben des Schwertes einen weiteren Teil der ikonographischen Darstellungen ein. Das Schwert dient hierbei als Machtobjekt und Attribut. Es verdeutlicht die Stellung des Herrschers, die des reichen Mannes, des Kriegers und des Kultpersonals. Besonders im Kult nimmt das Schwert viele verschiedene Funktionen ein. Der Kultdiener opfert damit oder weiht es. Neben diesen Funktionen kann es im Kult auch als Attribut einer Gottheit dienen, wobei es sich nicht immer um eine Kriegsgottheit handeln muss. Es gibt eine Vielzahl von weiteren Abbildungen, auf welchen das Schwert eine essentielle Rolle einnimmt, unter anderem Wagen- und Schiffsdarstellungen auf Gefäßen.
Die Wiedergabe des Schwertes in den Epen Homers in Bezug auf dessen Beschreibung durch Attribute (scharf, mächtig, würgend …), Gestaltung (groß, lang, gewaltig, silbern genagelt, golden …), Trageweise und Handhabungsweise im Kampf (sich das Schwert von den Hüften reißend, über die Schultern warf er das Schwert, in silberner Scheide steckte die Klinge, festgehalten am Wehrgehenk von goldenen Bändern …) ist hierbei ebenso entscheidend. Durch einen Vergleich von realen Schwertern und Darstellungen von Schwertern mit jenen in den Epen Homers beschriebenen erhält man einen groben Überblick über die Wirkung des Schwertes in der Bronze- und der Frühen Eisenzeit.

[1] Eine dritte, von den genannten zu trennende Kategorie stellen die Eingangsräume dar, auf die in der vorliegenden Beitragsversion verzichtet werden soll.
[2] Das Gebäude Xesté 3 wird hier aufgrund der relativen Vollständigkeit seines Bildprogramms sowie aufgrund seiner Architektur, die am ehesten als ‚minoisch' angesprochen werden kann und somit den auf Kreta vorherrschenden Dekorationssystemen am nächsten kommen dürfte, als Beispiel gewählt.
[3] Durchgangsbereiche: Treppenhaus 5, Korridor 3b und Treppenbereich 3a im Erdgeschoß sowie der Korridor zwischen Treppenhaus 8 und Raum 3 im Obergeschoß. ‚Aufenthaltsräume': Erdgeschoßräume 2 und 3a (‚Lustral Basin') sowie Obergeschoßräume 3 und 4; Eingangsraum: Vestibül 5.

© Ruth Steinhübl
e-mail: Ruth.Steinhuebl@sbg.ac.at


This article should be cited like this: R. Steinhübl, Die Ikonographie von Schwert und Schwertkampf im bronze- und früheisenzeitlichen Griechenland, Forum Archaeologiae 50/III/2009 (http://farch.net).



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