Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 46 / III / 2008

NEUE BILDER AUS ROM
Zwischenbericht über das START-Projekt zur Domitilla-Katakombe

Seit zwei Jahren arbeitet ein Team aus ArchäologInnen der ÖAW und ArchitektInnen der TU Wien in Rahmen eines START-Projektes an der Dokumentation und Erforschung der Domitilla-Katakombe in Rom [1]. Dabei kommen erstmals in einer römischen Katakombe ein 3D-Laserscanner und eine Kombination diverser EDV-Programme zum Einsatz, welche die archäologische Arbeit nicht nur wesentlich vereinfachen, sondern das Verständnis des Monumentes im wörtlichen Sinne in einer neuen Dimension erschließen. Mittlerweile ist über die Hälfte des etwa 15 km langen Galerienetzes der Katakombe in dreidimensionaler Punktewolke erfasst, und ein großer Teil der bemalten Grabräume liegt in photorealistischen 3D-Raummodellen vor. Sie bieten einen auch optisch äußerst reizvollen neuen Zugang zu den komplexen Fragestellungen von Chronologie und Bedeutung der Bilder, ebenso zur Architektur und der topographischen Entwicklung des Zömeteriums. Im großen Überblick, aber auch in detaillierter Nahsicht, wird die Katakombe in ihrer ganzen Ausdehnung dem Studium zugänglich. Es zeigt sich insbesondere immer wieder der enorme Vorteil der gewählten Methode: Es können nicht nur Pläne und Schnitte der gescannten Bereiche in allen gewünschten Lagen angefertigt werden. Die Modelle lassen sich darüber hinaus auch in Bewegung betrachten, was angesichts der beschränkten Zugänglichkeit des Monumentes die Anschaulichkeit und das Verständnis von Architektur und Malerei wesentlich erleichtert. Zudem gelangen bei der Vorbereitung des ersten Etappenziels des Projektes, des Repertoriums der Domitilla-Malereien, eine Reihe von wichtigen Entdeckungen neuer Malereien wie auch ikonographisch spannende Neuinterpretationen von bereits länger bekannten Bildern.

Im Bereich der technischen Grundlagen der Projektarbeit stellt sich immer wieder heraus, daß auf dem stark expandierenden Markt der neuen Technologien ständig verbesserte Verfahren zur Aufnahme und zur Ausarbeitung der Daten für die archäologische Arbeit zu Verfügung stehen, was oft eine gewisse Flexibilität erfordert. Auch ob z.B. im Augenblick der Drucklegung die DVD noch der Träger für die Raummodelle sein wird, bleibt abzuwarten, an der traditionellen Vorlage der Ergebnisse in Buchform mit Plänen und Tafeln wird das jedoch nichts ändern.
Für manche archäologische Fragestellungen mag der Einsatz moderner Technologien wenig nützlich erscheinen. In unserem Falle stellt sich nicht einmal die Frage einer Alternative, da es bis heute kein vergleichbar schnelles und präzises Verfahren gibt, die bislang nicht verfügbare Dokumentation zu leisten.
Für weitere Informationen zu Struktur, Fragestellungen und Verlauf des START-Projektes sei auf unsere Homepage verwiesen:
www.oeaw.ac.at/antike/institut/arbeitsgruppen/christen/domitilla.html

[1] Wir danken der Pontificia Commissione di Archeologia Sacra (Rom), insbesondere ihrem Sekretär F. Bisconti und der Ispettrice delle Catacombe Romane, R. Giuliani für die Arbeitserlaubnis sowie auch B. Mazzei für die kontinuierliche wohlwollende Unterstützung. Logistische Hilfe gewährten in großzügiger Weise das Deutsche Archäologische Institut Rom sowie insbesondere das Österreichische Historische Institut und das Österreichische Kulturforum Rom. START ist ein vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (BMWF) finanziertes und vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) verwaltetes Forschungsprogramm (s. www.fwf.ac.at). Im Projekt arbeiten derzeit zwei Archäologen, N. Zimmermann und V. Tsamakda (ÖAW), und zwei Architekten, G. Eßer, und I. Mayer (TU Wien). An der ÖAW ist das Projekt der Arbeitsgruppe Christliche Archäologie (R. Pillinger) zugeordnet, an der TU Wien dem Fachbereich Baugeschichte und Bauforschung (M. Döring-Williams).

© Norbert Zimmermann
e-mail: norbert.zimmermann@oeaw.ac.at


This article should be cited like this: N. Zimmermann, Neue Bilder aus Rom. Zwischenbericht über das START-Projekt zur Domitilla-Katakombe, Forum Archaeologiae 46/III/2008 (http://farch.net).



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