Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 46 / III / 2008

DAS HYDREION AN DER KURETENSTRASSE IN EPHESOS

Bei dem nach seiner Inschrift als Hydreion bezeichneten Gebäude handelt es sich um eine Brunnenanlage an der Kuretenstraße in Ephesos. Das Hydreion wurde im Jahr 1958 unter der Grabungsleitung Franz Miltners ausgegraben [1] und befindet sich auf einer kleinen Platzanlage im Kreuzungsbereich der Kureten- und der sogenannten Hanghausstraße [2] (Plan Nr. 33).
In situ ist ein langgestrecktes, durch Zwischenwände in drei Teile untergliedertes Schöpfbecken erhalten, hinter dem sich auf höherer Ebene ein weiteres Wasserbecken in einer halbrunden Nische befand, das seitlich von Statuennischen flankiert wurde. Am vorderen Rand des Schöpfbeckens setzten im nördlichen und südlichen Bereich je zwei Säulenpostamente auf, deren zugehörige Säulen von F. Miltner im Rahmen der Grabung 1958 wiedererrichtet wurden.

Die Datierung des von T. Flavius Meander gestifteten Hydreions in severische Zeit ergibt sich aus der am Architrav angebrachten Inschrift [3]. Die Bauteile dieser Brunnenanlage sind zum Teil aus Spolien gearbeitet. Aus diesem Grund postulierte F. Miltner einen Vorgängerbau seiner Ansicht nach augusteischer Zeitstellung, der sich an Stelle des severischen Hydreions befunden hätte [4]. Während W. Alzinger diesen früheren Bau erst in domitianische Zeit datierte [5], sprach sich U. Outschar auf Grund der Gestaltung der sekundär für den severischen Bau verwendeten Kassettendecken wiederum für eine Einordnung in die augusteische Epoche aus [6]. Die architektonische Gestaltung ließe sich ebenso wie die Frage, ob dieser Vorgängerbau tatsächlich an derselben Stelle gestanden sein könnte, nur durch eine genaue Untersuchung der in situ erhaltenen Reste und die zugehörigen Bauglieder klären.
Im Gegensatz dazu kann das Aussehen des severischen Hydreions mit Hilfe der an der Nordseite der kleinen Platzanlage aufgeschlichteten Bauglieder, wenn auch schematisch, so doch eindeutig rekonstruiert werden. So ergibt sich etwa, daß die beiden Säulenpaare an der Nord- und Südseite durch das darüber liegende Gebälk zu Ädikulen zusammengefaßt waren.
In der Spätantike wurden offenbar Statuen der Tetrarchen vor dem Hydreion aufgestellt, von denen sich noch eine Basis für jene des Diokletian [7] sowie Reste einer weiteren [8] erhalten haben.
Die Wasserversorgung der Anlage erfolgte den Überlegungen P. Scherrers zufolge höchstwahrscheinlich durch die Aqua Throessitica [9].

[1] F. Miltner, XXIV. Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen in Ephesos, ÖJh 45, 1960, Beibl. 23-26.
[2] Zur städtebaulichen Überlegungen bezüglich des Hydreions s. U. Outschar, Keramik macht Baugeschichte, Römische historische Mitteilungen 42, 2000, 111f.
[3] IvE 435.
[4] Miltner (Anm. 1) 24.
[5] RE Suppl. 12 (1970) 1606f. s.v. Ephesos B. Archäologischer Teil (W. Alzinger).
[6] U. Outschar, Ornament und Fläche. Konstruktion, Gliederungsschema und Dekor römischer Steindecken in Ephsos (unpubl. Diss. Universität Wien 1989) 32-34.
[7] IvE 308.
[8] IvE 309.
[9] P. Scherrer, Die Fernwasserversorgung von Ephesos in der römischen Kaiserzeit. Eine Synopse der epigraphischen Quellen, in. G. Wiplinger (Hrsg.), Cura Aquarum in Ephesos. Proceedings of the Twelfth International Congress on the History of Water Management and Hydraulic Engineering in the Mediterranean Region, Ephesus/Selçuk 2004, 12. Suppl. BABesch = SoSchrÖAI 42 (2006) 47.

© Ursula Quatember
e-mail: ursula.quatember@oeai.at


This article should be cited like this: U. Quatember, Das Hydreion an der Kuretenstraße in Ephesos, Forum Archaeologiae 46/III/2008 (http://farch.net).



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