Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 46 / III / 2008

ENTWICKLUNG DER AMAZONENDARSTELLUNG IN SPÄTARCHAISCHER UND FRÜHKLASSISCHER ZEIT

In diesem Vortrag möchte ich die Entwicklung der Ikonographie zu den Amazonen nochmals überprüfen, um die reichen, oft widersprüchlichen, mythischen Vorstellungen aufs Neue zu beobachten. Ich hoffe, dass nicht nur die Konstruktion der ideologischen Gegenüberstellung von Griechen und Barbaren, sondern auch die dahinter stehende Realität der detaillierten, mythischen Imagination damit beschrieben werden kann.
Die Ikonographie der Amazonen in der spätarchaischen und frühklassischen Zeit kann in die folgenden drei Phasen geschieden werden: die erste Phase von ca. 575 bis 530 v.Chr., die zweite von 530 bis 490/480 v.Chr., also bis zu den Perserkriegen, und die dritte schließt an die Perserkriege an.
Die Amazonen wurden in der ersten Phase als kämpferisches, wunderbares Volk mit der üblichen Kleidung und Bewaffnung der Hopliten vorgestellt, womit ein Sieg über sie, wie jener von Herakles, seine Ehre, seine Timé, umso größer erscheinen ließ.
In der zweiten Phase wurde das Frauenvolk realistischer wiedergegeben: nun trugen sie wirkliche, skythische Kleidung. Wir können annehmen, dass die vermehrten, skythischen Darstellungen in der zeitgenössischen Vasenkunst eine neue und realitätsnahere Vorstellung über die Amazonen zu entwickeln half. Auch die dramatische Darstellung der Geste des Um-Sein-Leben-Flehens wurde eingeführt, und so der weibliche Charakter der Amazonen betont. Zwar noch trotzig, aber zugleich gehorsam. Das charakterisierte das Wesen der Amazonen in dieser Zeit. Wie in der Darstellung der Skythen, die oft mit einem griechischen Hopliten gekoppelt wiedergegeben wurden, wurden auch sie wie ein treues Gefolge vorgeführt.

Erst in der dritten Phase dürften diese verschiedenen, zueinander widerspruchsvollen Charaktere nun aber in einem Typus vereinheitlicht worden sein. Die kämpferische, einen griechischen Soldaten bezwingende Amazone ist in dieser Phase wieder häufig zu finden. Die Amazone in der prachtvollen, persischen Kleidung symbolisiert sowohl die luxuriöse als auch die ´grossmächtige´, achaimenidische Kultur. Dabei bleibt sie aber immer jene fremde, aus Realität und Phantasie geborene Existenz.

© Toshihiro Osada
e-mail: osada@geijutsu.tsukuba.ac.jp


This article should be cited like this: T. Osada , Entwicklung der Amazonendarstellung in spätarchaischer und frühklassischer Zeit, Forum Archaeologiae 46/III/2008 (http://farch.net).



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