Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 46 / III / 2008

DIE METALL VERARBEITENDEN WERKSTÄTTEN IN IUVAVUM (SALZBURG)

Das römische Salzburg war vor allem in den ersten beiden Jahrhunderten nach Christus eine Stadt, die stark vom Handwerk geprägt war. Bisher konnte neben Töpfereien, Bein- und Hornschnitzereien sowie einer Glashütte, mehrmals auch die Verarbeitung von Metall nachgewiesen werden.
Hinweise für die Metallverarbeitung werden einerseits durch die Befunde in situ, andererseits durch einzelne Funde geboten. So wurden an mehreren Fundstellen Werkstätten angetroffen, die mit Feuerstellen, Öfen und Gruben ausgestattet waren und in deren unmittelbaren Umfeld Bronzeschmelztropfen und Eisenschlackereste, aber auch Schmelztiegel, Gussformen, Bleimodelle, Eisenwerkzeug, Halbfabrikate und diverses Altmetall gefunden wurden. Auch an anderen Fundstellen wurden Produktionsabfälle, Werkzeuge und Geräte der Metallverarbeitung und Halbfabrikate festgestellt, die sich aber mit keiner konkreten Werkstatt in Verbindung bringen lassen.

Befunde in situ:
Im Bereich des sog. Handwerkerviertels von Iuvavum wurden in den römischen Kulturschichten des 1. Jahrhunderts die Spuren handwerklicher Tätigkeiten festgestellt: im Furtwänglerpark konnte die Verarbeitung von Bronze und im Hof des Toskanatraktes der Alten Residenz die von Bronze und Eisen nachgewiesen werden; auch im Hof der Alten Universität haben sich in den frühen Schichten zu einem hohen Anteil Eisenschlackereste erhalten, was auf Schmiedarbeiten in diesem Bereich deuten mag.
Für das 2. Jahrhundert wurden abermals im sog. Handwerkerviertel in der Alten Universität eine Eisenschmiede und eine Bronzegießerei und im Furtwänglerpark eine Gießerei festgestellt.
Mit den Befunden im ersten Innenhof der Neuen Residenz können nun auch im Bereich des "gehobenen Wohnviertels" Metall verarbeitende Werkstätten belegt werden. Hier wurden im Haus A eine Bronzegießerei und im Haus B eine Eisenschmiede, in der ebenso Bronze verarbeitet wurde, vorgefunden; mit der Lage an einer großen Straße entsprechen die Werkstätten den für die römische Zeit typischen tabernae.
Auf der rechten Altstadtseite fanden sich in der Liegenschaft Linzergasse 17-19 die Reste einfacher Wohnbauten in denen Eisen und Bronze verarbeitet wurde.

Funde mit/ohne Werkstättenbefund:
Die Menge an geborgenen Funden, die mit der Metallverarbeitung in Verbindung gebracht werden können, ist verhältnismäßig groß, wobei der Hauptbestand der Bronzeverarbeitung zu zuschreiben ist. Dies begründet sich zum einen in den unterschiedlichen Herstellungsverfahren in der Schmiede bzw. der Bronzegießerei, zum anderen und vor allem in der schlechten Erhaltung des Materials Eisen, wodurch sich Halbfabrikate kaum feststellen lassen.
Die Funde von Halbfabrikaten sind dabei von Interesse, da sie uns die in Iuvavum hergestellten Produkte vorführen. Neben der Erzeugung von Schmuck- und Trachtbestandteilen kann auch die Herstellung von Pferdegeschirrteilen, Ringe, Schlüssel und eventuell auch die von Statuetten belegt werden.
Halbfabrikate aus der Zerstörungsschicht des 3. Jahrhunderts im Kapitelhaus, wie auch eine nicht fertig gestellte Gürtelschnalle des 4. Jahrhunderts aus dem Bereich des Mozartplatzes zeigen, dass obwohl bislang keine Metall verarbeitenden Werkstätten erfasst werden konnten, auch in dieser Zeit Bronze verarbeitet wurde.
Einen besonderen Einzelfund stellt ein kleiner Gusstiegel aus dem Bereich der Kaigasse 34 dar, der aufgrund der Gussrückstände im Inneren auch die Verarbeitung von Gold bezeugt.
Die Befunde und Funde sind nicht nur wichtige Belege für die einstige Strukturierung der römischen Stadt, sondern bieten zudem einen guten Einblick in die vielseitigen Aspekte dieser Handwerke.

© Doris Knauseder
e-mail: dorisknauseder@hotmail.com


This article should be cited like this: D. Knauseder, Die Metall verarbeitenden Werkstätten in Iuvavum (Salzburg), Forum Archaeologiae 46/III/2008 (http://farch.net).



HOME