Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 46 / III / 2008

DAS RÖMISCHE GRÄBERFELD VON POTTENBRUNN. UNTERSUCHUNGEN ZUR STRUKTUR DER LÄNDLICHEN BEVÖLKERUNG IM RAUM UM AELIUM CETIUM
Die Grabungen des Bundesdenkmalamtes der Jahre 2000-2002

Gräberfelder in Ufernoricum sind generell wenige publiziert, obwohl zahlreiche zumindest teilweise ergraben wurden. Wenn es Publikationen gibt, handelt es sich meist um Gräberfelder städtischer Siedlungen oder nur um abgeschlossene Bereiche. Dazu kommt, dass zu kleineren Gräberfeldern die Siedlungen entweder überhaupt nicht bekannt sind, oder zwar lokalisiert, aber nicht gegraben wurden. So bleibt das Gräberfeld häufig der einzige Hinweis auf die Bevölkerung, sowie ihrer Einordnung in das große Ganze zuerst der Provinz und schließlich des römischen Imperiums.
Das Traisental als Verbindung zwischen dem zentralen Verwaltungsmittelpunkt Aelium Cetium/St. Pölten und dem Donaulimes mit dem Reiterlager Traismauer/Augustiana liegt im Einflussbereich einer zivilen Verwaltung und des Militärs mit seiner für die Provinz bedeutenden Finanzkraft. Im Zuge des Ausbaues der Westbahn wurde auf der Flur Leberfeld in Pottenbrunn, etwa 6 km nordöstlich des Zentrums von St. Pölten im Traisental ein römisches Gräberfeld mit 45 Brand- und 68 Körpergräbern, sowie 29 hufeisenförmigen Gräben teilweise ergraben und nun im Rahmen meiner Dissertation bearbeitet.
Der prägnanteste Unterschied eines Gräberfelds in ländlichem Gebiet zu jenen an Stadträndern ist die großzügige Ausnutzung des Platzes. Es wird nicht ausschließlich linear entlang eines Verkehrsweges bestattet, sondern ziehen sich die Gräber auch dahinter noch hin. Zudem sind die mittelkaiserzeitlichen Brandbestattungen von Gräben umgeben, die den Grabbezirk für eine einzige Grablegung durchaus großzügig abgrenzen. Ob darüber kleine Hügel aufgeschüttet waren, lässt sich bisher aufgrund der Bodenerosion nicht gesichert feststellen. Die spätantiken Körpergräber liegen zwischen diesen Grabanlagen in zwei großen und mehreren kleinen Gruppen. Chronologisch beginnt die Brandbestattung am Ende des 2.Jh. n.Chr. und zieht sich bis in die 2. Hälfte des 3.Jh. Reguläre Körperbestattungen liegen vor allem ab der 2. Hälfte des 4. bis Anfang 5.Jh. vor, zwei Bestattungen stammen noch aus dem 3.Jh. Das Fehlen von bestimmten Beigabengruppen wie Lampen, Tonfiguren in Tierform, Räucherkelchen und Balsamarien lässt sich gut verfolgen, überhaupt zeichnet sich das ländliche Gräberfeld durch ein eingeschränkteres Formenrepertoire bei Keramikbeigaben, die sich fast ausschließlich auf Teller, Becher und Töpfe beschränken, und bestimmte Typen an Glasbechern, allerdings kaum Glasflaschen, aus. Trachtbestandteile fehlen in der Mittelkaiserzeit fast gänzlich, erst in der Spätantike treten sie mit der Körperbestattung auf. Auch hier sind die Formen fast traditionell zu nennen, wenig abwechslungsreich, wenn auch durchaus qualitätsvoll gestaltet.

Probleme ergaben sich vor allem in finanzieller Hinsicht: Darauf weist schon die Tatsache eines nicht vollständig ergrabenen Gräberfeldes hin, das nur im Rahmen einer Notgrabung entdeckt wurde. Weiters ist die Aufarbeitung v.a. in Hinblick auf teure Materialanalysen eingeschränkt, zum anderen durch das Material selbst. Ein Punkt muss bleiben, im vorliegenden Fall fehlende Bestandteile einer Grabausstattung zu analysieren. Veraltete Forschungsansätze und Grabungsmethodik können vergleichend nur mit Vorsicht und hinterfragt herangezogen werden können.

© Eva Hölbling
e-mail: evahoelbling@chello.at


This article should be cited like this: E. Hölbling, Das römische Gräberfeld von Pottenbrunn. Untersuchungen zur Struktur der ländlichen Bevölkerung im Raum um Aelium Cetium. Die Grabungen des Bundesdenkmalamtes der Jahre 2000-2002, Forum Archaeologiae 46/III/2008 (http://farch.net).



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