Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 46 / III / 2008

CARNUNTINER WANDMALEREI, HAUS I UND II

Im Zuge der neueren Grabungen in der Carnuntiner Zivilstadt wurde auch die Bearbeitung der Wandmalerei wieder aufgenommen.
Die Grabungen der 50er Jahre haben bereits Wandmalereifragmente zu Tage gebracht, die heute leider verschollen sind. Von ihrer Existenz wissen wir lediglich durch zwei Artikel, die Henriette Brandenstein [1] in den Carnuntum Jahrbüchern veröffentlicht hat.
Bei der Bearbeitung des neu geborgenen Materials der beiden Häuser wurde mit den Verputzfragmenten von Haus II begonnen. Bald stellte sich heraus, dass es sich um wenig ansprechende Stücke von kleinem Format und schlechtem Erhaltungszustand handelt. Aus diesen Gründen wurden statistische Methoden angewendet und Fragestellungen formuliert.
Die statistische Auswertung ergab, dass die meisten Fragmente im Bereich des Kernbaus gefunden wurden, was bedeutet, dass die abgeschlagenen Fragmente in den nächstfolgenden Bauvorgang miteinbezogen wurden.
In Haus II konnte weder figürlicher, ornamentaler, noch vegetabiler Dekor festgestellt werden. Die einzigen Fragmente, die einem Dekorsystem zuzuweisen sind, sind neben monochromer Feldermalerei rosagrundige Spritzsockel, wie sie vielerorts vorkommen [2].
In situ befindliche Wandmalerei konnte in den beiden Häusern nicht angetroffen werden, alle Fragmente stammen aus Schutteinbringungen. Folglich kann nur die Schicht ihrer Deponierung datiert werden, wodurch man einen terminus ante quem für die Wandmalereiausstattung selbst erhält.
Die statistischen Auswertungen von Haus I entsprechen im Wesentlichen jenen aus Haus II. Am häufigsten kommen Wandmalereifragmente in Rottönen (Rosa, Hellrot, Dunkelrot) vor, dicht gefolgt von weißen Verputzfragmenten.
Neben zahlreichen kleinen Bruchstücken konnten auch fünf größere Kompositionen [3] geborgen werden, die von einem Restaurator in einem Mörtelbett gefestigt wurden. Aus dem aufgehenden Wanddekor haben sich ein dekoratives Handfragment (Abb.), sowie ein Schirmkandelaber erhalten.
Mehrere Kriterien sprechen für eine einstige Zusammengehörigkeit der Wandmalereistücke zu einer gemeinsamen Raumausstattung. Die Fragmente stammen aus insgesamt drei Fundnummern, die mit der Mauergründung in Phase VI [4] in Verbindung stehen. Möglich wäre eine Zuweisung zu Raum A, der in Phase V [5] mit einem polychromen Mosaikfussboden ausgestaltet war [6]. Der repräsentative Charakter des Raumes wurde somit durch reiche Wandmalereien unterstrichen.

[1] H. Brandenstein, Wandmalerei aus Carnuntum, CarnuntumJb 1958, 1960, 10-29; H. Brandenstein, Wandmalerei aus Carnuntum, CarnuntumJb 1961/62, 1963, 5-21.
[2] So beispielsweise in Emona: L. Plesnicar-Grec, Anticne Freske v Sloveniji I. The Roman Frescoes of Slovenia I. Teil I (Ljubljana 1998) 60f. 157 Abb. a links; in Xanten: B. Jansen, Insula 26 in: B. Jansen - Ch. Schreiter - M. Zelle, Die römischen Wandmalereien aus dem Stadtgebiet der Colonia Ulpia Traiana (Mainz 2001) 169.
[3] Vier davon schon publiziert bei: F. Humer, Malereireste aus einem Wohnhaus der Colonia Septimia Aurelia Antoniniana Karnuntum in: L. Ruscu - C. Ciongradi - R. Ardevan - C. Roman - C. Gazdac (Hrsg.), Orbis Antiquus. Studia in honorem Ioannis Pisonis (Cluj-Napoca 2004) 256-263.
[4] Phase VI wird in das fortgeschrittene 4.Jh. n.Ch. gesetzt, vgl.: A. Konecny in: F. Humer - A. Konecny - D. Maschek, Zivilstadt Carnuntum - Haus I. Die Grabungen im römischen Stadtviertel des Archäologischen Parks Carnuntum in den Jahren 2001 und 2002, CarnuntumJb 2004, 2005, 164.
[5] Phase V fällt in die ersten Jahrzehnte des 4.Jh. n.Chr., vgl.: Konecny in: Humer - Konecny - Maschek a.O. 153-157.
[6] Vgl. Konecny in: Humer - Konecny - Maschek a.O. 139. 174.

© Claudia-Maria Girisch
e-mail: a0126582@unet.univie.ac.at


This article should be cited like this: C.-M. Girisch, Carnuntiner Wandmalerei, Haus I und II, Forum Archaeologiae 46/III/2008 (http://farch.net).



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