Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 14 / III / 2000

KRANZ, KRONE ODER KORB FÜR DEN SIEGER

Spiele und Wettkämpfe haben im Gesellschafts- und Wirtschaftsleben der griechischen Poleis stets eine große Rolle gespielt. Gegen Ende des zweiten und im dritten nachchristlichen Jahrhundert wurden aber in zahlreichen Städten Kleinasiens auffallend häufig agones ausgerichtet, bzw. neu eingeführt [1]. Dafür gab es verschiedene Gründe: ein Zusammenhang bestand sicherlich mit den römischen Militäroperationen ab dem 2. Jh. n. Chr., so dem großen Feldzug gegen die Parther, den Caracalla seit 213 n. Chr. vorbereitete, und der das Heer ab 215 n. Chr. durch Kleinasien führte. In den großen Etappenstationen wurden auf Anordnung des Kaisers ab 213 n. Chr. Amphitheater und Rennbahnen gebaut, um für den hohen Besuch und seine Entourage gerüstet zu sein [2]. Großzügige Aufwendungen seitens des Kaisers oder der römischen (Militär-)Verwaltung für die zahlreichen Sportereignisse mochten auch den zusätzlichen Aspekt gehabt haben, durch recht glanzvolle Spiele die lokale männliche Jugend für eine Karriere im römischen Heer zu animieren. Die großen Ausgaben, die den Städten im Zuge dieser Aktionen erwuchsen, ließen den Bedarf an lokalen Münzen steigen. Unter diesen Prägungen tauchen nun auffallend häufig Münzen auf, deren Rückseiten Bezug auf Festspiele nehmen [3].
Zunächst waren es Bilder von Kränzen aus verschiedenster botanischer Gattungen, wie Lorbeer, Efeu, Fichte, Schilf u. dgl., welche als Siegespreise verteilt wurden; mitunter wurden sogar Imitationen in Edelmetall gestiftet [4]. Zusätzlich zu den ehrenvollen Kränzen haben die Sieger bei Bewerben aber seit jeher eine Fülle von materiellen Zuwendungen seitens ihrer Heimatstadt erhalten, die von lebenslanger Speisung im städtischen Rathaus über Befreiung von finanziellen Belastungen bis zu direkten Zahlungen reichten [5]. Diese scheinen naturgemäß nicht auf den Münzbildern auf.

Abb. 1: Rückseite einer Münze des Gallienus (253-268 n. Chr.) aus Magnesia am Sipylos (Lydien): Großer Preiskorb mit zwei Palmwedeln (BMC 97) (nach D.O.A. Klose - G. Stumpf, Sport-Spiele-Sieg. Münzen und Gemmen der Antike [München 1996] Abb. 226)

Vor allem für die seit dem Ende des zweiten Jahrhunderts neu entstandenen "Kranzspiele" mußten auch die Veranstalter von Spielen publikumswirksame Teilnehmer durch die Aussicht auf zusätzliche substantielle Gewinne anlocken [6]. Wie sehr der materielle Aspekt des Sieges ins Zentrum des Interesses gerückt war, zeigen die Darstellungen auf den propagandistisch wichtigen Rückseiten von Münzen mit agonistischen Motiven. Nicht mehr die Kränze bestimmen das Münzbild, vielmehr erscheinen in großer Zahl reichverzierte kürbisartige Gebilde als wesentliches Element auf den Münzrückseiten [7], beginnend mit den Prägungen von Kaiser Commodus (177-192 n. Chr.), dann vor allem unter Caracalla, bis zu Gallienus (253-268 n. Chr.) (Abb.1) [8]. Man hat diese auffälligen Gebilde in der älteren numismatischen Literatur mit Spielurne oder Preisurne, prize-urn, prize-vase, urne agonistique bezeichnet [9].

Preisurne oder Preiskrone

Mit diesen "Preisurnen" beschäftigte sich bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Kurator der preußischen Münzsammlungen H. Dressel eingehend [10]. Anhand einer Großbronze des Gordian III aus Perinth beschreibt er sie als:
"... kugelförmige Gegenstände, die ich hier als P r e i s k r o n e n bezeichnet habe. An der althergebrachten Benennung ,Spielurne' (agonistic urn, prize urn, urne des jeux u.s.w.) für diesen auf griechischen Kaisermünzen des III. Jahrhunderts so häufig vorkommenden Gegenstand - er erscheint bald als selbstständiger Typus, bald als wesentlicher Bestandtheil der Münzbildes, bald auch nur als Attribut - hatte ich schon seit langer Zeit Anstoss genommen, weil er unten stets offen gebildet ist, also keinen Boden hat (hiezu Anm. 2: Am deutlichesten erkennt man das Fehlen des Bodens daran, dass die in die Preiskronen gesteckten Palmzweige nicht selten unten herausragen.), was doch der Bestimmung eines Gefässes durchaus widerspricht. Aber so sicher seine Beziehung zum agonistischen Festapparat ist, so unklar blieb mir die Bedeuthung dieses oben und unten mit einer Öffnung versehenen Geräthes." Den gewünschten Aufschluß aber brachte ihm die Interpretation einer Darstellung auf einem Goldglas [11] und er ist sich nun sicher, daß es sich bei diesen Gegenständen um Preiskronen handelt, die aber nicht dazu bestimmt waren, "wie ein Siegerkranz getragen zu werden; sichere Beispiele dafür scheinen nicht vorzuliegen. Vielleicht wurde sie nur vorübergehend zur Bekrönung des Siegers benutzt und dann vom Sieger selbst an geheiligter Stätte als Weihgeschenk niedergelegt" [12].
Die in den Münzbildern detailliert wiedergegebene Ornamentik dieser Preiskronen ließ Dressel annehmen, daß es sich um getriebene oder durchbrochene Kronen aus Metallblech, Silber, Gold oder vergoldete Bronze handelte; aber auch andere Materialien schloß er nicht aus, vor allem wenn die Kronen als übereinander liegende Wülste dargestellt sind (Abb. 2 und 3).

Abb. 2: Rückseite einer Münze des Gordian III (238-244 n. Chr.) aus Prostanna (Pisidien): Zwei Athleten stehen bei einer Losurne, ein Dritter hat bereits sein Los gezogen. Über dem potentiellen Sieger schwebt ein Preiskorb (nach SNG v. Aulock 5249)

Abb. 3: Rückseite einer Münze des Valerian I (253-260 n. Chr.) aus Aphrodisias (Kilikien): Auf einem Tisch stehen zwei Preiskörbe, in denen Zweige stecken (nach SNG v. Aulock Nachträge 3, 8066)

Seit dieser Publikation wird in der deutschen Numismatik der Terminus "Preiskrone" für den fraglichen Gegenstand verwendet [13]. Nicht ausreichend beachtet hat man bisher aber Dressels Argumentation für die Deutung als unten offene Kronen: "weil Palmzweige, die in den Kronen stecken, nicht selten unten herausragen". Eine Überprüfung der mir zugänglichen publizierten Münzbilder hat jedoch gezeigt, daß dies lediglich bei einer Großbronze des Valerian aus Thyateira zutrifft, also keineswegs als Regel gelten kann. Damit hat das Hauptargument für die Bezeichnung der runden Gegenstände auf den Münzen als Preiskrone keine Gültigkeit mehr.

brabeion

Die Dressel'sche Erklärung war auch von dem französischen Altertumsforscher L. Robert übernommen worden, der dafür bereits im Jahre 1934 den Terminus brabeion, Siegespreis, vorgeschlagen hat und immer wieder neue Argumente dafür vorbrachte [14]. So schrieb er 1982: "Ce type de couronnes monumentales, si répandu, était pris autrefois pour une urne et cette erreur est répetée parfois encore aujourd'hui; la question fut réglée au debut du siècle par Dressel, Zahn et Wolters." [15]
Diese Preiskrone hält der deutsche Numismatiker D.O.A. Klose für eine Weiterentwicklung des herkömmlichen Siegeskranzes (stéphanos). Da die von Robert vorgelegten literarischen Quellen häufig stéphanos kaì brabeion gemeinsam nennen, kann nur mit letzterem der Siegespreis gemeint sein, daher meint Klose dazu, daß "die Preiskronen informell durchaus oft einfach als Brabeia bezeichnet worden sein können - sozusagen eine Benennung totum pro parte, zumal die Preiskrone im 3. Jahrhundert nach dem Zeugnis der Münzen offenbar der Siegespreis schlechthin wurde" [16].

Diese Deutungen werfen schwer zu beantwortende Fragen auf. Die sogenannte Preiskrone, die so häufig auf Münzen aufscheint, muß ein recht verbreiteter Gegenstand gewesen sein. Wenn nun solche Kronen aus Metall waren, wie seit Dressel allgemein angenommen wird, so ist mit Verwunderung zu bemerken, daß die archäologische Feldforschung keine Belege dafür bringt, anders als von den goldenen und silbernen Siegeskränzen, die als ganze Exemplare und Fragmente vielfach gefunden wurden. Auf einigen Münzen werden Siegeskranz und Preiskrone zusammen auf einem Tisch dargestellt (Abb. 4), was nicht leicht zu verstehen ist, wenn es sich dabei um verschiedene Entwicklungsstadien desselben Gegenstandes handelte.

Abb. 4: Rückseite einer Münze des Valerian I (253-260 n. Chr.) aus Tralleis (Lydien): Auf dem Tisch links ein Kranz, rechts ein Preiskorb in dem zwei Palmwedel stecken. Unter dem Tisch die Losurne (nach SNG v. Aulock 3297)

Siegespreise

Wie oben erwähnt, mußten die Athleten durch die Aussicht auf materielle Gewinne für die Teilnahme an Agonen motiviert werden. Was dabei als Preis zur Verfügung stehen konnte, erfährt man aus dem Brief eines Athleten aus dem Ende des dritten Jahrhunderts nach Christus, in dem er seiner Schwester Sophrone von seinen sportlichen Aktivitäten in Alexandria (Z. 12) berichtet [17]. Er schreibt ihr, daß es bei einem Wettbewerb, der unter kaiserlicher Patronanz stand, für die Pankratiasten als Preis (thema) ein Gewand aus Leinen (stichárion linoun, Z. 29, 32; vermutlich eine ärmellose Tunika) gegeben habe, sowie Geld. Er habe das Geld bekommen, die anderen das Gewand. Bei einem anderen Bewerb, den Lageia, an dem er etwas später teilnahm (und wohl siegte), hat er sowohl das Kleidungsstück (kolóbion, Z. 34f., ein kurzer Mantel, ähnlich einer exomís) bekommen, als auch Geld [18]. Bei der Formulierung des Schreibens fällt auf, daß er den Textilpreis jeweils vor dem Geldpreis nennt. Über das Aussehen solch prächtiger Kleidungsstücke, die von erheblichem Wert gewesen sein müssen, geben uns die Figuren der Funktionäre der Spiele auf den zeitgenössischen Mosaiken Auskunft.
Textilien als Preise bei Agonen waren aber keineswegs eine Spezialität des römischen Ägypten. Ähnliches ist schon Jahrhunderte früher aus Pellene auf der Peloponnes überliefert. Dort waren Mäntel aus feinster Wolle zu erlangen, deren Wert mehrere Wochenlöhne eines Facharbeiters ausgemacht hätte [19]. Wir können annehmen, daß Textilien bei Spielen an mehreren Orten als Preise ausgesetzt waren.

Das Mosaik aus Capsa (Baten Zammour, Tunesien)

Im Museum von Gafsa befindet sich ein gut erhaltenes Mosaik im Ausmaß von 6,60 x 6,50 m, das im Juli 1987 bei Grabungen in einer Thermenanlage der antiken Stadt Capsa gefunden worden war. Sein Ausgräber datiert es aufgrund der Zahlenangabe auf den abgebildeten Geldbeuteln (folles denariorum) in die Zeit zwischen der Münzreform des Jahres 301 n. Chr. und der unter Constantin 325/30 n. Chr [20].
Es zeigt Szenen aus einem Agon: verschiedene Disziplinen wie Lauf, Weitsprung, Diskuswurf, Boxen und Ringen, in der Mitte der Komposition steht die Preisverleihung und die Ausrufung eines Siegers. In der unteren Mitte, geradezu als Blickfang beim Betreten des Raumes, ist der Tisch mit den Siegespreisen. Man erkennt vier Geldbeutel mit der Angabe XXV (je 25 Geldeinheiten), hinter ihnen stecken insgesamt sieben Palmwedel, und ganz im Vordergrund steht die Losurne, in der ebenfalls kleine Palmwedel stecken. Zwischen der Losurne und dem Tisch erkennt man sechs gelbe kürbisgroße wulstförmige buntverzierte Gegenstände (Abb. 5). Sie entsprechen in Größe und Form den auf den Münzen dargestellten Objekten, die mehr oder weniger reich verziert sind [21]. Es sind hier offenbar Körbe dargestellt, wie sie in der Gegend von Gafsa seit Jahrtausenden aus Alfagras hergestellt werden. Durch verschiedene Flechttechniken können mittels gefärbter Halme bunte Muster, Schriftzüge und überaus kunstvolle Verzierungen gemacht werden. Darüberhinaus können Blüten, Früchte und weiterer Zierat leicht in das Flechtwerk gesteckt werden. Man kann auch Zweige so in den Boden stecken, sodaß ihre Enden unten herausstehen. Diese Behältnisse wurden geradezu mit Blumenvasen verglichen, in denen die Palmwedel stecken [22]. Weicher und flexibel geflochten eignen sie sich auch vorzüglich um auf dem Kopf getragen zu werden [23]. Ein nach innen gewölbter Boden des Korbes erleichtert diese natürlichste und gesündeste Art Lasten zu tragen. Vergleichbare Korbwaren aus verschiedensten Materialien wie (Palm)stroh, Gräser, Binsen, sind bis heute weltweit, auch im Vorderen Orient und in Nordafrika in Gebrauch, soferne sie noch nicht von Plastikgefäßen abgelöst worden sind [24].

Abb. 5: Das Mosaik von Capsa: Zwei Funktionäre stehen links und rechts vom Tisch mit den Siegespreisen; im Vordergrund die Losurne mit Palmwedeln (Photo B. Kriller)

Es liegt nahe, diese Gegenstände als die Behältnisse für jene materiellen Siegespreise zu sehen, die nachgewiesenermaßen bei den Spielen zu gewinnen waren.
Im linken unteren Teil des Mosaiks in Gafsa läuft ein Sieger seine Ehrenrunde. Er ist mit dem Siegeskranz geschmückt und hält einen Palmwedel in der Linken (Abb. 6). An der Rechten aber läßt er fröhlich einen strohgelben, mit bunten Mustern verzierten, offensichtlich leeren Korb kreisen [25]. Diese Darstellung des Siegers deckt sich mit dem sprichwörtlichen Helden in den literarischen Quellen, der stéphanos kaì brabeion erworben hat [26].

Abb. 6: Das Mosaik von Capsa: Ehrenrunde eines Siegers, dem zwei Freunde zujubeln (Photo B. Kriller)

Abb. 7: Das Mosaik aus Piazza Armerina: Tisch mit Preiskörben (Photo St. Karwiese)

brabeia in Kleinasien des 3. Jhs. n. Chr.

Die römischen Feldzüge gegen die Parther ab etwa 213 n. Chr. bis in die Zeit der Kaiser Valerian und Gallienus haben für die Städte in den Aufmarschgebieten Kleinasiens beträchtliche Belastungen gebracht [27], was eine zusätzliche Prägung lokaler Bronzemünzen nötig machte. Diese Anforderungen an die Städte bedeuteten für sie gleichzeitig eine Periode des wirtschaftlichen Aufschwungs, der aber auch inflationäre Tendenzen mit sich brachte. Ferner ist die Einführung des Antoninian, des Doppeldenars im Jahre 211 n. Chr., zu beachten, die insbesondere fernab der stadtrömischen Kontrollinstanzen eine faktische Abwertung jener Silbermünze bedeutete, die vorwiegend für die Besoldung des Militärs geprägt wurde. Geldpreise wären daher bestenfalls in Gold attraktiv gewesen, gerade solches konnten aber die Agonotheten, die in der Regel aus der lokalen Beamtenschaft kamen, nicht zur Verfügung stellen [28].
In Zeiten wie jenen war das Interesse der Sportler, unter denen sich gewiß viele Angehörige des römischen Militärs befanden, schwerlich auf irgendwelche Kronen gerichtet, aus dünnem Blech gefertigt und bestenfalls mit Glassteinen verziert, die in einem Heiligtum niederzulegen waren - wie dies Dressel vermutete. Es wurde vor allem um Sachpreise gekämpft, um brabeia, denen die Inflation nichts anhaben konnte, die wertbeständig waren, und daher etwas "galten". [29]
Jene Darstellungen auf den Münzbildern mit agonistischem Bezug, die gleichsam als heraldisches Kürzel für die Gewinne so prominent in Erscheinung treten [30], waren, wie ursprünglich angenommen worden war, die Emballage für die Siegespreise, die brabeia. Damit sind wir auch der Mühe enthoben, sie als eine Weiterentwicklung aus mehr oder weniger dicken Kränzen und Kranzkronen zu erklären, die doch nicht recht passen will [31].
Ich meine daher, daß man sich in diesem neuen Jahrhundert von Dressels "Preiskrone" verabschieden kann und fortan entweder den Terminus brabeion gebrauchen oder sie schlicht als Preiskorb bezeichnen soll.

[1] Bisher wurden rund 500 solcher Spiele gezählt. W. Leschhorn, Griechische Agone in Makedonien und Thrakien. Ihre Verbreitung und politisch-religiöse Bedeutung in der römischen Kaiserzeit, in: U. Peter (Hrsg.), stephanos nomismatikos. Edith Schönert-Geiss zum 65. Geburtstag (Berlin 1998) 399.
[2] Vorzüglich dargestellt von R. Ziegler, Städtisches Prestige und kaiserliche Politik. Studien zum Festwesen in Ostkilikien im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. (Düsseldorf 1985) 140-143.
[3] D.O.A. Klose - G. Stumpf, Sport-Spiele-Sieg. Münzen und Gemmen der Antike (München 1996) mit der Zusammenstellung der wichtigsten Typen samt ausführlichem Kommentar. Eine Häufung der Prägungen mit agonistischem Bezug setzt ab dem Ende des 2. Jahrhunderts ein. In den Prägungen der severischen Dynastie fallen die Darstellungen großer runder "Preiskronen" bei städtischen Münzen auf, die geradezu als Symbole für die Spiele dienen.
[4] Etwa in Magnesia am Mäander bei den Spielen des Jahres 207/6 v. Chr. Eine Inschrift (CIG 3674 = IG 14.748) für Timotheos aus dem Jahr 139 n. Chr. zeigt, daß auch in der alten ionischen Stadt Kyzikos der Sieg für einen Knabenbewerb mit einem brabeion (Preisgewinn) aus Gold aufgeputzt worden war. Weitere Belege für brabeia aus Edelmetall bei L. Robert, Etudes epigraphiques et philologiques (Paris 1938) 91 Anm. 6.
[5] Dazu H.W. Pleket, Games, Prizes, Athletes and Ideology, Stadion 1/1 (1975) 49-89; RE II 2 (1896) 2059 s.v. athlon (E. Reisch); RE s.v. olympionikai.
[6] Pleket a.O. 59-62; D.O.A. Klose, Zur Entstehung der Preiskronen. Das Beispiel der Aktischen Spiele, Jahrbuch für Numismatik und Geldgeschichte 47 (1997) 29f. Materielle Siegespreise hatten Tradition: bereits bei Homer erhalten die siegreichen Wettkämpfer wertvolle Preise, wie Frauen oder große Dreifüße - die áethla oder brabeia, vgl. Hom. Il. 23.
[7] Die Geldbeutel, die ebenfalls als Preise auf den Münzen abgebildet werden, sind im Vergleich mit den "Preisurnen" deutlich in der Minderheit und verlieren im Lauf des 3. Jhs. gänzlich an Bedeutung.
[8] Die frühesten Prägungen sind in Nikaia und Tarsos, sie sind vor allem in Kleinasien weit verbreitet, sowie in Nord-Griechenland; vgl. Leschhorn a.O.
[9] prize-urn: G.F. Hill, BMC Pisidia (London 1892) passim; prize-vase: ders., BMC Lycia (London 1900) passim; prize-urn: G. MacDonald, Catalogue of Greek Coins in the Hunterian Collection (Glasgow 1901); urne agonistique: W.H. Waddington, Récueil général des monnaies grècques d'Asie mineure I (Paris 1910) passim. Sie unterscheidet sich von der Losurne (klerotís), dem Gefäß aus dem die Sportler ihre Lose zogen, die ebenfalls gerne auf Münzbildern dargestellt ist. Sie steht dort entweder vor dem Tisch mit den Siegespreisen oder zwischen den Athleten, die dabei sind, aus ihr die Lose zu ziehen, bzw. sie bereits gezogen haben.
[10] H. Dressel, Erwerbungen des Königl. Münzcabinets in den Jahren 1898-1900, Zeitschrift für Numismatik 24, 1904, 34f.
[11] Es handelte sich dabei um das heute verschollene Glas aus der Agneskatakombe zu Rom mit einer allegorischen Darstellung, die keinerlei Bezug zu Agonistik hat: R. Pillinger, Studien zu römischen Zwischengoldgläsern I (Wien 1984) (= ÖAW phil.hist.Kl. Denkschrift 110) Taf. 54 Abb. 121.
[12] Dressel a.O. 37.
[13] Zuletzt auch bei Leschhorn a.O. (Anm. 1) und Klose a.O.; vgl. die Anm. 1. 4. 6.
[14] L. Robert, Notes de numismatique et d'épigraphie grècques: IV. - Damianos de Sardes, RA 1934, I 60 Anm. 2; ferner mit zahlreichen Belegen ders. a.O. (Anm. 4) und wiederum ders., Hellenica 11/12 (1960) 579 f.
[15] L. Robert, Une vision de Perpétue martyre à Carthage en 203, CRAI 1982, 228-276. 229 f. Anm. 5.
[16] Klose a.O. (Anm. 6) 30 f. mit Anm. 6.
[17] Preisigke, Sammelbuch, Privatbrief Berlin 6222.
[18] POxy. 921,6; POxy. 921,16; PTeb. 406,17 - alle 3. Jh. n. Chr.
[19] Bei den Spielen für Apollon Theoxenios im achäischen Pellene gab es als Siegespreise das wertvollste Erzeugnis der lokalen Wirtschaft, die berühmten pellenischen Mäntel, die Pellenikaì chlainai. Photios s.v.; Strab. 8, 386. Dazu ausführlich Pleket a.O. (Anm. 5) 57 f., der darin einen Statusverlust ortet.
[20] M. Khanoussi, Spectaculum pugilum et gymnasium, CRAI 1988, 543-60; zur Datierung ebenda 559 f.; D. Pausz - W. Reitinger, Das Mosaik der gymnischen Agone von Batten Zammour, Tunesien, Nikephoros 5, 1992, 119-123. Die hier vorgelegten Photos wurden bei einem Besuch der Verf. am Ausstellungsort von Beatrix Kriller aufgenommen. Es sei ihr hiemit herzlichst für diese Bilder gedankt.
[21] Sie haben in Form, Größe und Musterung große Ähnlichkeit mit den Behältern auf dem Preistisch des Mosaiks in Raum 42 der Villa von Piazza Armerina mit der Darstellung eines Agons zwischen Eros und Pan (Abb. 7). Die Künstler der Mosaiken von Piazza Armerina kamen aus Nordafrika. K. Dunbabin, The Mosaics of Roman North Africa (Oxford 1978) 198; N. Duval, Les concours sur les mosaiques de Piazza Armerina: prix et tirage au sort. L'influence de l'agonistique grecque, in: G. Rizza - S. Garraffo (Hrsg.), La villa romana del Casale di Piazza Armerina. Atti del IV. Riunione...Catania, Cronache di Archeologia 23 (Catania 1984) 157-169. Er gibt die Farbgebung der Gefäße mit blanc-jaune und gris-bleu an (158). Diese Farben deuten auf Körbe aus Stroh und aus Binsen, es muß nicht notwendigerweise Gold und Silber gemeint sein.
[22] J. Meischner, Preiskrone und Preiszylinder, JdI 89, 1974, 336-346. Sie unterscheidet zwischen Preiskronen und Preiszylinder, die bei hippischen Bewerben aufscheinen. Letztere wären als fest geflochtene hohe Körbe zu deuten. Auch Meischner deutet die runden Behältnisse als Siegespreise, behält aber den Begriff Preiskrone bei, obwohl sie keinerlei Ähnlichkeit mit den Kronen haben, die aus der zeitgenössischen bildenden Kunst bekannt sind. Vgl . J. Inan - E. Rosenbaum, Roman and Early Byzantine Portrait Sculpture in Asia Minor (London 1966): der Miniaturkopf aus einem Grab in Sardes aus der Zeit der 1. Tetrarchie (Nr. 219 Taf. CXXI Abb. 3 und 4) trägt eine Krone wie die der Sieger und Funktionäre auf dem Mosaik von Capsa.
[23] Duval a.O. (Anm. 21), legt zahlreiche Abbildungen von "couronnes" vor. Allerdings zeigen gerade die Größenverhältnisse auf seinen Beispielen, daß die "Kronen" unmöglich auf dem Kopf getragen worden sein können; besonders eindrucksvoll Abb. 13 (Relief aus Side) und Abb. 14 (Mosaik aus Elles in Tunesien).
[24] Auf den antiken Mosaiken kann man allenthalben die Verwendung von Korbgefäßen studieren. Als Beispiel sei lediglich auf den Korb verwiesen, aus dem die Zutaten für das Picknick der Jäger auf der Jagddarstellung in Piazza Armerina genommen wurden. G.V. Gentili, La Villa Erculia di Piazza Armerina. I Mosaici Figurati (Rom 1957) Taf. XXI. Der Spott von Klose (in Klose - Stumpf a.O. [Anm. 3] 153 Anm. 473) geht ins Leere, wenn er sagt: "Früher hatte man diese Preiskronen - für die es keine antike Beschreibung gibt - für Gefäße gehalten, in denen Siegespreise wie Öl o.ä. aufbewahrt worden seien, und sie als ,agonistic urns' bezeichnet. Man denke aber nur an die Darstellungen, wo sich ein Sieger eine solche angebliche ,Urne' auf den Kopf setzt!" Warum eigentlich soll sich der Athlet NICHT eine Urne (bzw. einen Korb) auf den Kopf setzen, um sie nach Hause zu tragen?
[25] C. Picard, in Ergänzung des Berichts der Grabungsergebnisse durch Khanoussi a.O. 561: jenes "ségment de sphère" muß etwa 40 cm. Durchmesser gehabt haben, und wurde mit Hilfe einer "axe interne" vom Sieger in der Hand gehalten.
[26] Diese Redewendung wird vor allem in der christlichen Literatur häufig verwendet. Sie kommt bereits im 2. Jh. in der Epistula ecclesiae Smyrnensis de martyrio Sancti Polycarpi 17,1,4 vor und auch im 1. Korintherbrief 9, 24. Sie kennzeichnet den Lohn, den man erst nach Überwindung größter Mühen erhält. Weitere Belege bei Robert a.O. (Anm. 4) 91.
[27] Das Edikt des Kaisers Caracalla, in den Winterquartieren des Heeres Sportanlagen errichten zu lassen, zeigt deutlich, daß diese vorwiegend der Aufrechterhaltung der Truppenmoral dienen sollten. Cass. Dio 78 (77), 9, 6-7; vgl. Ziegler a.O. (Anm. 2) 142.
[28] Dazu aufschlußreich M. Wörrle, Stadt und Fest im kaiserzeitlichen Kleinasien. Studien zu einer agonistischen Stiftung in Oenoanda (München 1988). Demosthenes, der Stifter der Spiele, hat überhaupt kein Kapital für Preise zur Verfügung stellen können oder wollen. Die Aufwendungen für den Ablauf waren hoch genug. Selbst wenn die Kaiser die Funktion von Aganotheten ausübten, hätten sie keine Goldmünzen als Preisgeld für die Sportler ausgesetzt.
[29] Dafür waren Textilien, Mäntel oder Tuniken gut geeignet, weil sie auch für Legionäre erstrebenswert waren, da das antike Militär keine Uniformen kannte, sondern die Soldaten sich selbst um ihre Adjustierung zu kümmern hatten.
[30] Auch Meischner a.O. 341 bemerkt zu den von ihr als Preiszylinder bezeichneten säulenartigen Gefäßen, die in Darstellungen von Pferderennen auffallen: "Dem Gewicht des Motivs muß das seiner Bedeutung entsprechen: Der Zylinder selber muß der Siegespreis sein."
[31] Zuletzt Klose a.O. (Anm. 6) 42-44.

© Edith Specht, Klosterneuburg
e-mail:
edith.specht@univie.ac.at

This article will be quoted by E. Specht, Kranz, Krone oder Korb für den Sieger, in: Altmodische Archäologie. Festschrift für Friedrich Brein, Forum Archaeologiae 14/III/2000 (http://farch.net).



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