Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 14 / III / 2000

"MED ANA SCHWOAZZN DINTN ..." (H. C. ARTMANN) -
Zum Gebrauch von Feder und Tinte im römischen Alltag

Friedrich Brein hat sich in bester antiquarischer Tradition auch mit den unscheinbareren Hinterlassenschaften der materiellen Kultur beschäftigt. Dazu gehört auch ein Beitrag zum Thema Bücher und Bildung im Altertum [1]. Mit dieser kleinen Notiz soll ihm das Handwerkzeug zur Seite gestellt werden, mit dem diese Bücher geschrieben wurden, und eine Schreibfeder aus Bein vorgestellt werden, die im Auxiliarkastell von Carnuntum gefunden wurde [2].
Das Beinstück ist fast vollständig erhalten, nur ein kleiner Teil der Federspitze und das Schaftende sind ein wenig ausgebrochen (Abb. 1-2). Die Oberfläche des gedrechselten und polierten Schaftes ist teilweise durch Mikroorganismen zerstört [3]. Die Schreibfeder, die eine Gesamtlänge von 15,9 cm aufweist, setzt sich aus dem abgesetzten Federende und einem unverzierten 0,75 cm starken, runden Griff zusammen, der nach oben hin schlanker wird und in einem zweigliedrigen Abschluß endet. Die 1,1 cm lange Federspitze ist in ihrer ganzen Länge gespalten. Die auf der Rückseite eingearbeitete Ausnehmung hält die Tinte und leitet sie über den gespleißten Teil beim Schreiben gleichmäßig ab. Diesem Konstruktionsprinzip entspricht noch der neuzeitliche Federhalter. Der Kopfteil setzt sich aus zwei scheibenartigen Elementen zusammen, von denen das untere durch gitterartige, das obere durch schrägestellte Kerben verziert ist. In das Stielende wurde von oben ein 0,7 cm tiefes, trichterförmiges Loch gebohrt, so daß der obere Abschluß hohl erscheint. Diese Kopfgestaltung ist weder an Haarnadeln noch an anderen stabartigen Instrumenten, wie z.B. Rocken oder Spindeln, nachzuweisen, die eher kugelige, pinienzapfenförmige oder gerade abgeschnittene Köpfe besitzen [4]. Das Objekt wurde östlich der Badeanlage in einer Humusschicht über der letzten römischen Straße, die mit Keramik aus dem 3. Jh. n. Chr. vergesellschaftet war, gefunden [5].



Abb. 1-2: Schreibfeder aus Bein aus dem Auxiliarkastell Carnuntum (Photos C. Kneringer, Zeichnung R. Braun)

In römischer Zeit wurden für den offiziellen Schriftverkehr und für den privaten Gebrauch Schreibtäfelchen (tabula, tabella, cera), Papyrus oder Pergament als Schreibmaterial verwendet [6]. Wachstafeln benützte man für Aufzeichnungen, die keinen dauerhaften Bestand haben mußten, wie Rechnungen, Briefe, Notizen etc. Diese Texte konnten jederzeit korrigiert und überarbeitet werden. Der Schulunterricht der Antike ist ohne sie nicht denkbar, denn Schüler haben auf Wachstafeln geübt [7], die immer wieder benützbar waren, während Papyrus für diesen Gebrauch zu teuer war. Schreibtafeln bestanden aus mehreren aufklappbaren, gerahmten Holztäfelchen, deren Schreibfläche mit gefärbtem Wachs gefüllt war [8]. In diese Wachsschicht wurde mit Hilfe eines stilus geschrieben. Der Text konnte, wenn er nicht mehr gebraucht wurden, mit Hilfe eines eigenen Spatels mit breiter Klinge gelöscht werden. Die kleine, spatelartige Seite der stili diente wohl eher zu einzelnen Korrekturen am Text, da mit ihr keine gleichmäßige Glättung der Oberfläche erzielt werden kann. Die Herkunft dieser Schreibmaterialien dürfte im Orient zu suchen sein, da die Objekte spätestens seit dem frühen 7. Jh. v. Chr. zu den Griechen und Etruskern gelangten [9]. Schreibtäfelchen, die wichtige Mitteilungen enthielten, wurden für den Versand verschnürt und mit einem Siegel versehen, das durch eine zweiteilige Siegelkapsel geschützt war.
Neben den mit Wachs beschichteten Holztafeln gab es in der Antike noch Pergament und Papyrus als Schreibmaterial, die ein gänzlich anderes Instrumentarium erforderten [10]. Auf Papyrus oder Pergament wurde mit Feder und Tinte geschrieben. Die Schreibfeder (calamus) war meist aus Rohr (canna), einem vergänglichen organischen Material geschnitten; daher ist es nicht verwunderlich, wenn sich nur wenige Exemplare z.B. in einem Brandgrab in Intercisa erhalten haben [11]. Ganz selten scheinen sie, wie das hier vorgestellte Objekt, aus Bein hergestellt worden zu sein. Auch bronzene Schreibfedern, die die Form der Rohrfeder imitieren, haben sich nur in wenigen Exemplaren erhalten [12]. Das mag darauf zurückzuführen sein, daß Rohrfedern billiger, vor allem aber widerstandsfähiger waren. Die materialbedingte Sprödigkeit der Beinfedern hielt dem beim Schreiben entstehenden Druck schlechter stand. Das Gerät konnte, wenn es einmal gebrochen war, nicht mehr repariert werden. Dagegen können Rohrfedern mit einem kleinen Messer schnell neu zugespitzt werden und sind wieder gebrauchsfertig. Aus den wenigen erhaltenen Funden läßt sich schließen, daß sich der Gebrauch von beinernen Schreibfedern nicht durchsetzte.

Abb. 3: Tintenfaßboden mit Rundstempel EX OF(icina) COR(nelius) (Photo C. Kneringer)

Die Tinte (atramentum) entnahm man speziellen Tintenfässern (atramentaria) aus Metall, Ton oder Glas [13]. Tintenfässer aus Bronze wurden gegossen oder aus Blech hergestellt und mit Email- und Nielloeinlagen dekoriert. Die meisten besitzen eine zylindrische Form mit einem kleinen Loch im Deckel, durch den die Tinte mit der Feder entnommen werden konnte. War das Tintenfaß nicht in Gebrauch, wurde diese Öffnung mit einem kleinen Deckel mit Korkstopfen, der am Rand des Fasses mit einem Kettchen befestigt war, verschlossen. Einige Tintenfaßböden tragen bogenförmige Namensstempel, wodurch wir die Hersteller solcher Produkte auch namentlich kennen: LON(ginius) SOCR(rates), A. RVBBI (?), C. SENT ANTH. Vor wenigen Jahren wurde ein neuer Bodenstempel in Carnuntum identifiziert (Abb. 3), der den bekannten Produzenten einen COR(nelius) hinzufügt [14]. In einigen dieser Gefäße hat sich noch soviel Tinte erhalten, daß man mit chemischen Untersuchungen ihre Zusammensetzung untersuchen konnte [15].

Wie sowohl die antiken Quellen als auch die modernen naturwissenschaftlichen Untersuchungen aufzeigen, bestand antike Tinte aus einem Gemisch von Ruß und Gummi arabicum. Für ihre Anwendung können vielleicht Beispiele aus dem ostasiatischen Raum Vorstellungshilfen geben [16]. Nach diesen Angaben ist das Aufbereiten von Tusche aus Ruß und Leimlösung kompliziert und langwierig. Zuerst müssen die beiden Inhaltsstoffe zu einer feinen Paste zerstampft werden, woraus dann Tuschestifte oder -täfelchen geformt und anschließend getrocknet werden. Auch das Wiederanreiben der Tinte an einem Reibstein wird in den chinesischen Schriftquellen beschrieben. Ein guter Reibstein durfte nicht zu porös und zu hart sein, mußte aber anderseits eine gewisse Rauhigkeit besitzen; daraus läßt sich ableiten, daß Stein und Tuschstift in ihrer Härte aufeinander abgestimmt sein müssen.
Rekonstruiert man aufgrund der vorangegangenen Überlegungen ein komplettes Schreibset, werden dafür Federstiel und Tintenfaß, ein kleines Messer zum neuerlichen Anspitzen der Feder, ein Tuschestein (?) und der passende Reibstein zum Aufbereiten der Tinte benötigt. Alle diese Gegenstände werden in einem ledernen Futteral (theca calamaria) oder einem Holzkästchen aufbewahrt [17]. Die Darstellungen von tragbaren Schreibzeugfutteralen zeigen, daß man Schreibgeräte nicht nur zu Hause aufbewahrte, sondern auch mit sich trug.
Im Folgenden möchte ich kurz darauf eingehen, wie weit sich diese zwei unterschiedlichen Schreibsets - Wachstäfelchen mit stili und Spatel bzw. Papyrus mit Schreibfeder, Tintenfaß, Messer, Tintenstift und Reibstein - einerseits in den archäologischen Befunden, anderseits in den bildlichen Darstellungen wiederfinden.
Da mir keine Ensembles von Schreibgeräten aus Siedlungsgrabungen bekannt sind, beschränkt sich die archäologische Evidenz auf einige Grabinventare, da den Toten ihre Schreibutensilien manchmal auch ins Grab mitgegeben wurden [18]. Derartige Gräber, von denen ich hier nur einige erwähnen möchte, die mehr als zwei Schreibgeräte enthalten, sind aus Nijmegen [19], Köln [20], Brigetio [21] und Aquileia [22] bekannt. Die Gräber 8, 9 und 21 aus Nijmegen, die in spätflavische-frühtraianische Zeit datiert werden, enthalten neben zahlreichen Bronze- und Tongefäßen auch Waffen, Strigilesgarnituren und verschiedene Schreibgeräte. Darunter befinden sich bronzene Tintenfässer und kleine Messer, aber auch stili und Wachsspatel, womit der Nachweis für zwei unterschiedliche Sets erbracht ist. Es ist anzunehmen, daß sich die zugehörigen Rohrfedern nicht erhalten haben. Aus Köln sind zumindest fünf Gräber mit Schreibinventaren bekannt, die meist eine Kombination von Schreibzeugfutteralen bzw. Tintenfässern, Schmink(?)paletten, aber auch stili und Wachsspatel enthalten. Dabei beobachtete man, daß die stili, die zum Schreiben mit flüssiger Tinte ungeeignet waren, teilweise auf eigenen Haltevorrichtungen der Tintenfässer aufgesteckt waren. Vielleicht hat man sie hier gemeinsam mit den Schreibfedern sicher verwahrt. Die Kölner Gräber gehören einem Zeithorizont vom ausgehenden 2. bis in die erste Hälfte des 3. Jhs. n. Chr. an. Zur gleichen Zeit kamen auch ein Tintenfaß und ein Futteral mit zwei bronzenen stili, gemeinsam mit mehreren Bronzegefäßen und einer Strigilisgarnitur in das Grab in Brigetio. In Aquileia lagen die verschiedenen Schreibrequisiten, ein codicillus von vier Täfelchen aus Elfenbein, fünf eiserne stili, ein eiserner Wachsspatel, zwei bronzene Tintenfässer, eine Feder aus Elfenbein und ein kleines Eisenmesser in einer Steinurne neben einem Glasgefäß mit dem Leichenbrand. Die Zeitstellung dieser Grablege ist unbekannt.
Aus dieser kurzen und sicherlich unvollständigen Zusammenstellung kann geschlossen werden, daß in den einzelnen Grabinventaren fast immer die grundlegende Ausrüstung beider Garnituren vertreten war, d.h. Wachstafel und stilus bzw. Schreibfeder und Tintenfaß, daß aber die anderen nur zeitweilig benötigten Werkzeuge - Wachsspatel einerseits, Reibstein und Messer anderseits - nur in Einzelfällen dieses reduzierte Ensemble vervollständigten. Es überrascht nicht weiter, daß die leicht vergänglichen Objekte, die Holztafeln und die Rohrfedern, fehlen und eine Kombination von Tintenfaß und stilus übrigbleibt, die auf diese Weise nie zusammen verwendet werden konnte.
Betrachtet man die bildlichen Darstellungen auf Wandgemälden und Grabdenkmälern (Mumienportraits und Grabsteine) [23], ist die Trennung der beiden Garnituren klar ersichtlich. Bei den Wandbildern aus Pompeji oder Boscoreale sind die Einzelteile der beiden Schreibgerätegarnituren immer in zwei getrennten Gruppen dargestellt. Einzig auf dem Grabrelief eines Schreibers aus Aquileia dürfte - wohl wegen der Ausgewogenheit der Gesamtkomposition - eine andere Darstellungsweise bevorzugt worden sein [24]. Ganz besonders interessant ist die Darstellung des Ladens eines Werkzeugschmiedes auf dem Grabaltar des L. Cornelius Atimetus aus der zweiten Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. im Vatikan [25], da hier alle Schreibgeräte aus Metall dargestellt sind, die man offenbar zusammen kaufen konnte.
In den einzelnen Reichsteilen fassen wir eine durchaus unterschiedliche Tradition in der Darstellungsweise der Verstorbenen. In den westlichen Provinzen sind die Darstellungen nicht so häufig, wie z.B. in Noricum [26]. Besonders schöne und sehr detailliert ausgefertigte Abbildungen römischer Schreibgeräte sind uns dagegen von den Grabstelen in Westkleinasien bzw. den Türgrabsteinen in Phrygien bekannt [27]. Auf den palmyrenischen Grabdenkmälern sind Wachstafel und Buchrolle ein selten vertretenes Attribut [28].
Die Durchsicht dieser Denkmälergattungen zeigt deutlich, daß Wachstäfelchen mit stili wesentlich häufiger dargestellt werden als Papyri mit Feder und Tinte, generell am häufigsten aber ist die Darstellung von Buchrollen ohne Schreibgeräte. Alle diese Attribute stellen Symbole für eine (schulische) Bildung dar [29] und nur selten sind Schreibgeräte auch ein Hinweis auf den Beruf des Verstorbenen, z.B. im Falle des Grabsteines eines "Orthographen" mit Schreibtäfelchen, stilus und Buchrollenbündel aus Athen [30]. Regionale Unterschiede begegnen uns in der geschlechtsspezifischen Zuweisung von Schreibrequisiten. In den westlichen Provinzen und in Westkleinasien sind sie vereinzelt Frauen, häufiger aber den Männer zugeordnet [31]. Auf den zahlreichen phrygischen Denkmälern hat man sie ausschließlich den Männern zur Seite gestellt.
Nachdem jetzt ein weiter Bogen geschlagen wurde, ist es an der Zeit, wieder zum Ausgangspunkt dieser Untersuchung, nach Carnuntum, zurückzukehren, wo der Gebrauch von Tinte und Feder im militärischen Umfeld bezeugt ist. In den Schreibstuben waren eine Anzahl von Schreibern (librarii) und ihre Vorgesetzten (cornicularius bzw. actarius) mit der Administration des Lagerbetriebs beschäftigt [32], eine Tätigkeit, die sich in täglichen Rapporten (tabularium principis), in Bestand- und Bestellisten nachvollziehen läßt. Im Gegensatz dazu stehen die vielen kleinen, ganz persönlich gehaltenen Nachrichten, Briefe und Notizen einzelner Soldaten, die in den letzten Jahren aus verschiedenen Reichsteilen veröffentlicht wurden und die uns den römischen Alltag so anschaulich gemacht haben [33].

[1] F. Brein, Bücher auf Grabsteinen, RömÖ 1, 1973, 1-5.
[2] Inv.Nr. 7066, Fundkomplex 86/510. - Eine Publikation aller Schreibgeräte aus dem Auxiliarkastell von Carnuntum wird von Ch. Öllerer vorbereitet. Die Photos zu diesem Beitrag hat C. Kneringer, die Zeichnung R. Braun angefertigt, wofür ich beiden Herren herzlich danke.
[3] Zu den möglichen Ursachen für die Oberflächenveränderungen an Beinobjekten vgl. S. Deschler-Erb, Römische Beinartefakte aus Augusta Raurica, Forschungen in Augst 27 (1998) 50ff.
[4] Brigetio/H: M. T. Biró, Bone-Carvings from Brigetio in the collection of the Hungarian National Museum, ActaArchHung 39, 1987, Abb. 19.118. - Gorsium/H: M. T. Biró, Gorsium Bone Carvings, Alba Regia 23, 1987, 50 Abb. 244-245 und 55 Abb. 297-298.
[5] Zum Befund vgl. H. Stiglitz - S. Jilek, Das Auxiliarkastell von Carnuntum. Bericht über die Grabungen 1977-1988, in: H. Stiglitz (Hrsg.), Auxiliarkastell Carnuntum 1, SoschrÖAI 29 (1997) 13-146 und Planbeilage 3. Da in den obersten Schichten immer wieder auch Funde früherer Zeitstellung zutage kamen, kann die Schreibfeder nicht mit Sicherheit datiert werden.
[6] Einen Überblick zu den antiken Schreibmaterialien gibt H. Blanck, Das Buch in der Antike (1992) mit ausführlichen Hinweisen zur älteren Literatur.
[7] Diesen Hinweis finden wir in einem mittelalterlichen Glossar, das auf antike Quellen basiert: Corpus Glossariorum Latinorum III 645-647 (Colloquia Monacensia). Vgl. auch eine Schultafel mit Schreibübung im British Museum London/GB (2. Jh. n. Chr.): Blanck a.O. 34 Abb. 15 oder die Darstellungen der "Literaten" auf einem Mosaik aus Trier/D: K. Parlasca, Die römischen Mosaiken in Deutschland, RGF 23 (1952) Taf. 4 und 27.
[8] M. A. Speidel, Die römischen Schreibtafeln von Vindonissa, Veröffentlichungen der Gesellschaft Pro Vindonissa 12 (1996) 17ff.
[9] Blanck a.O. 10ff.; J Szilágyi, Un style étrusque en bronze, Bulletin Musée Budapest 54, 1980, 13ff.
[10] M. Nowicka, Papyrologica: sur les instruments du peintre, in: Chronique d'Égypte 53, 1978.
[11] I. Bilkei, Römische Schreibgeräte aus Pannonien, Alba Regia 18, 1980, 81 Nr. 110 und 88 Taf. 2.110. Sie weisen bereits einen Schlitz in der Mitte auf, um das Fließen der Tinte zur Spitze hin zu ermöglichen.
[12] Schreibfedern aus Bein: Aquileia/I: E. Maionica, Antike Schreibrequisiten aus Aquileia, in: Festschrift O. Hirschfeld (1903) 363ff. (Elfenbein?); Mainz/D: H. Mikler, Die römischen Funde aus Bein im Landesmuseum Mainz, Monograph. Instrumentum 1 (1997) 27 Taf. 17.12. - Schreibfedern aus Bronze: Köln/D: o. Autor, BJb 72, 1882, 95ff. gemeinsam mit einer Ziehfeder mit Abb. (aus einem Sarkophag in Köln/Frechen), erwähnt werden weitere Stücke aus den Museen in Trier und Mainz (vgl. auch Taf. VI.10 aus Mainz); L. Lindenschmidt, Altertümer unserer heidnischen Vorzeit 5 (1911) 308f. Taf. 53.984-987; zwei weitere bisher unpublizierte Stücke aus Köln werden bei D. v. Boeselager, Funde und Darstellungen römischer Schreibzeugfutterale, KölnJb 22, 1989, 227 unter Anm. 24-25 angeführt; Trier/D: J. A. Merten, Römisches Schreibgerät aus Trier, FuATrier 14, 1982, 14ff. bes. Abb. 1 (eine Zieh- und eine Schreibfeder aus Bronze).
[13] Bilkei a.O. 68ff.; R. Noll, Kostbare Tintenfässer, BayVgBl 53, 1988, 83ff.; Ch. Öllerer, Römisches Schreibgerät vom Magdalensberg, Car I 188, 1998, 137ff.; zu hellenistischen Stücken s. E. Sjoquist, Archaeological Notes, Morgantina: Hellenistic Inkstands, AJA 63, 1959, 275-277.
[14] Die schon länger bekannten Herstellerstempel sind bei Noll a.O. 88 und A. Koster mit ihren Fundorten verzeichnet: A. Koster, Zwei römische Gräber mit Bronzegefäßen aus Ulpia Noviomagus (Nijmegen, Niederlande), in: Akten der 10. Int. Tagung über antike Bronzen, Freiburg 1988 (1994) 245-250. Die Lesung des neue Stempels als EX OF(icina) COR(nelius) verdanke ich H. Täuber (Wien). Der Boden kam im Gräberfeld der Zivilstadt von Carnuntum aus dem Brandgrab 98 zum Vorschein, das in die zweite Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. datiert werden kann: Ch. Ertel - V. Gassner - S. Jilek - H. Stiglitz, Untersuchungen zu den Gräberfeldern in Carnuntum 1: Der archäologische Befund, RLÖ 40 (1999) 158 Taf. 51 (Grab 98.9), dort noch mit der Auflösung des Stempels zu EX OF(icina) LON.
[15] Plin. nat. XXXV 25. 32-42. - B. Päffgen, Ein römisches Brandgrab mit Tintenfaß und Tintenresten aus St. Severin in Köln, KölnJb 18/19, 1986, 167-177 (datiert in das letzte Drittel des 2. Jhs. n. Chr.) und F. Wasgestian - G. Quarg, Analyse einer römischen Tinte aus St. Severin in Köln, KölnJb 18/19, 1986, 179-184 mit Angaben zu den älteren Untersuchungen an einem Tintenfaß aus dem augusteischen Haltern und aus Pannonien.
[16] H. Franke, Kulturgeschichtliches über die chinesische Tusche, Abhandlungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Phil.-Hist. Klasse N.F. Heft 54, 1962; Wasgestian - Quarg a.O. 184 mit den Hinweisen zur chinesischen Literatur in den Anm. 30-32.
[17] v. Boeselager a.O. 221ff.
[18] Die Sitte, den Toten zusätzlich zu Münzen, Lampen, Balsamarien, persönlichen Schmuckstücken und Gefäßen noch spezifische Gerätschaften mitzugeben, hat ihren Ursprung nicht in den römisch-mediterranen, sondern in den keltisch-gallischen Jenseitsvorstellungen, die statt einer gestaltlosen Fortexistenz vom Leben nach dem Tod von einer individuellen Weiterexistenz ausgehen; vgl. dazu die Überlegungen von P. Fasold, Romanisierung und Grabbrauch: Überlegungen zum frührömischen Totenkult in Rätien, in: M. Struck (Hrsg.), Römerzeitliche Gräber als Quellen zu Religion, Bevölkerungsstruktur und Sozialgeschichte (1993) 381-395. Im Laufe des 2. Jhs. n. Chr. entwickelte sich in den Rhein- und Donauprovinzen ein eigener provinzialrömischer Beigabenbrauch, in dem sich Elemente beider Kulturtraditionen vermischten.
[19] A. Koster, Ein reich ausgestattetes Waffengrab des 1. Jahrhunderts n. Chr. aus Nijmegen, in: Struck a.O. 293-296 (Grab 8); dies. a.O. (Anm. 14) 245ff. (Grab 8, 9 und 21).
[20] Päffgen a.O. 167ff.; D. v. Boeselager, Die Beigabenkombination reicher Brandgräber in Köln, in: Struck a.O. 283-292.
[21] É. B. Bonis, Emaillierte Palästra-Geräte aus Brigetio, FolA 19, 1968, 25ff.
[22] Maionica a.O. (Anm. 12) 363ff.
[23] Bilkei a.O. (Anm. 11) 61ff. und v. Boeselager a.O. (Anm. 12) 221ff. Die besten Abbildungen der von den meisten Autoren immer wieder zitierten Wandgemälde und Steindenkmäler bei W. Gaitzsch, Der Wachsauftrag antiker Schreibtafeln, BJb 184, 1984, 189-207.
[24] Auf einem Doppelportrait eines Ehepaares aus Pompeji ist die Frau mit Wachstafel und Griffel, der Mann mit Papyrusrolle und Feder dargestellt: Neapel, Museo Nazionale, Inv. 9058 abgebildet bei K. Gschwantler, Antike Portraitmalerei, in: Bilder aus dem Wüstensand, Ausstellungskatalog Kunsthistorisches Museum Wien 1998/99 (1999) 42 Abb. 5. Eine Schreibfeder umwickelt mit einer Papyrusrolle auf Schrein mit dem Portrait eines Knaben: A. Hassan - A. Nawar - M. Saleh, Fayoum's Portraits, Ausstellungskatalog Ägyptisches Museum Kairo (1997) 91 = B. Borg, Mumienportraits. Chronologie und kultureller Kontext (1996) 181 (1. Hälfte 3. Jh. n. Chr.).
[25] G. Zimmer, Römische Berufsdarstellungen, AF 12 (1982) 180f. Nr. 114.
[26] Westliche Provinzen: J. A. Merten, Schreibtafel und Buchrolle auf treverischen Denkmälern, FuATrier 15, 1983, 27-34. - Noricum: E. Diez, Librarii auf norischen Grabsteinen, Schild von Steier 2, 1953, 149-163.
[27] Pfuhl-Möbius II: Darstellungen von Schreibfedern: Nr. 166. 231. 2271-2272. 2275, Darstellungen von Tintenfässern: Nr. 114. 166. 181? 342? 634? 793. 1085? 1336? 1449. 1571. 2035. 2038. 2271-2272. 2275. 2298. 2314. 2315. - M. Waelkens, Die Kleinasiatischen Türsteine (1986) 12. 319 s.v. Kalamotheke.
[28] G. Ploug, Catalogue of the Palmyrene Sculptures Ny Carlsberg Glyptotek (1995) 255f. Nr. 126.
[29] Der geläufige Darstellungsmodus entwickelt sich erst in hellenistischer Zeit, als Bildung zum neuen gesellschaftlichen Wert wird: Brein a.O. (Anm. 1) 1f. Auf den hellenistischen Grabreliefs werden nur Buchrollen und keine Schreibgeräte dargestellt, die entweder in der Hand getragen oder, häufiger, in geöffneten Kästchen präsentiert werden: St. Schmidt, Hellenistische Grabreliefs. Typologische und chronologische Beobachtungen (1991) 127f. - Zur Bedeutung der Buchrolle auf den Grabdenkmälern vgl. E. Walde, Noch einmal zur Buchrolle, in: Akten des IV. Int. Kolloquiums über Probleme des provinzialrömischen Kunstschaffens Celje 1995 (1997) 243-246 mit einer Zusammenfassung der älteren Literatur.
[30] D. W. v. Moock, Die figürlichen Grabstelen Attikas in der Kaiserzeit, Beiträge zur Erschließung hellenistischer und kaiserzeitlicher Skulpturen und Architektur 19 (1998) 81f. Nr. 327 Taf. 51ab (2. Jh. n. Chr.).
[31] In diesem Zusammenhang sind zwei Grabsteine aus Istanbul und Chalcedon/TR auffällig, da auf ihnen unmittelbar neben den Schreibgeräten Strigiles dargestellt sind, eine Kombination, die mehrmals auch in den zuvor erwähnten Gräbern vom Niederrhein und aus Pannonien aufgefallen ist: Pfuhl-Möbius II Nr. 2271 und 2275. Auf der Darstellung Nr. 2275 ist der Schaber überdies auf der linken Seite, der weiblichen Attributgruppe, gemeinsam mit Schreibzeug, Wollkorb mit Rocken und Spindel und einem Griffspiegel abgebildet, die im Gegensatz zu den rechts dargestellten männlichen Waffen steht. Daß trotzdem zum Teil unterschiedliche Auffassungen zum Bildungsauftrag von Männern und Frauen bestand vgl. J.-A. Shelton, As the Romans did. A Sourcebook in Roman Social History (1988) 109 mit dem Hinweis auf Stellen bei Plinius d. Jüngeren (Briefe 8, 5, 1 und 2), Juvenal (Satiren 6, 434-456) und Sallust (Die Verschwörung des Catilina 25), daß - nicht unähnlich den heutigen Ansichten - gebildete Frauen nicht jedes Mannes Ideal waren.
[32] R. Davies, Service in the Roman Army (1989) 43f.
[33] Blanck a.O. (Anm. 6) 46ff.; z.B. Vindonissa/CH: Speidel a.O. (Anm. 8) 17ff.; Vindolanda/GB: A. K. Bowman - J. D. Thomas, Vindolanda: The Latin Writing-Tablets (Tabulae Vindolandenses I), Britannia Mon. Ser. 4 (1983); dies., The Vindolanda Writing Tablets (Tabulae Vindolandenses II) (1994); A. K. Bowman, Life and Letters on the Roman Frontier, Vindolanda and Its People (1994).

© Sonja Jilek, Wien

This article will be quoted by S. Jilek, "Med ana schwoazzn dintn ..." (H. C. Artmann) - Zum Gebrauch von Feder und Tinte im römischen Alltag, in: Altmodische Archäologie. Festschrift für Friedrich Brein, Forum Archaeologiae 14/III/2000 (http://farch.net).



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