Forum Archaeologiae - Zeitschrift für klassische Archäologie 14 / III / 2000 |
Abb. 1: Exedra der Trajansthermen (Photo Verf.)
Nero ließ die Räume seines Palastes, dessen Reste seit Juni 1999 für die Öffentlichkeit zugänglich sind (die zu überwindenden bürokratischen Schwierigkeiten sind nicht unerheblich), von dem Maler Fabullus, einem Snob, dekorieren. Von ihm ist bekannt, daß er in der Toga auf das Gerüst stieg, um die Wände und Decken zu dekorieren.
Dem Brand des Jahres 104 fiel auch die domus aurea zum Opfer. Kaiser Trajan beauftragte den Architekten Apollodorus von Damaskus mit der Errichtung einer riesigen Thermenanlage, die fast 10 Hektar Grundfläche messen und einen Großteil des Oppius zwischen dem (mittlerweile erbauten) amphitheatrum Flavium vulgo Kolosseum und der subura, einem dichtbesiedelten Stadtviertel, bedecken sollte. Diese Thermen wurden also mit ihrem Südteil, der zum Kolosseum hin orientiert ist, über der ehemals prunkvollen Residenz Neros errichtet und benutzten deren Mauern als Substruktionen. Auf diese Weise haben sich manche dekorative Malereien des "Goldenen Hauses" erhalten.
Abb. 2: Lageplan der Trajansthermen (nach R. Lanciani, Forma Urbis Romae [1989])
Am Ende des 18. Jahrhunderts hatte sich in den Ruinen der Therme eine Salpeterfabrik eingenistet, genauer gesagt in der großen Exedra (Abb. 1-2), die die südwestliche Ecke der Thermenanlage bildet. Seit Auflassung der Fabrik wurde der lange unterirdische Gang (Abb. 3) bis in die dreißiger Jahre dieses Jahrhunderts zum Abladen von Erdreich benützt. Die Antikenverwaltung der Gemeinde hat nun die Entleerung dieser Kryptoportikus in Angriff genommen, um in weiterer Folge mit der Restaurierung, Trockenlegung und Wiederherstellung der Mauern der darüberliegenden Therme beginnen zu können.
Abb. 3: Kryptoportikus unter den Trajansthermen (Photo Verf.) |
Abb. 4: Fresko mit Stadtansicht (Photo Verf.) |
Das Fresko [5] unter den Trajansthermen muß daher als äußerst anspruchsvolles Werk angesehen werden, sowohl der Dimensionen wegen, als auch auf Grund der Wahl des Sujets. Man kann eine mit Türmen bewehrte kreisförmige Stadtmauer erkennen, einen strahlend blauen Fluß außerhalb der Mauer, über den eine befestigte Brücke führt. Innerhalb der Mauer befindet sich ein großes Theater (Abb. 5), dessen cavea sich zum Fluß hin öffnet, dahinter ein Tempel mit einer Statue des Apollo mit der Kithara. Vom Bühnengebäude des Theaters weg erstreckt sich ein Areal mit Säulenhallen, daran schließt eine Wohngegend an, dann folgt ein Palast, eine Art Akropolis. Angesichts einer so detailreichen Darstellung drängt sich natürlich die Frage auf, ob es sich hier um die Darstellung einer wirklichen Stadt handelt. Einige römische Archäologen haben sofort den Vorschlag gemacht, in der Abbildung die Stadt Rom zu erkennen, der Gedanke dürfte aber eher dem Herzen als dem Hirn entsprungen sein. Im Theater kann nicht das Marcellustheater zu sehen sein, das liegt nämlich in Relation zum Fluß genau umgekehrt orientiert, der Apollotempel könnte der Sosianustempel sein, warum fehlt aber dann der benachbarte Bellonatempel? Andere haben vorgeschlagen, bestärkt durch die Ähnlichkeit mit Lorenzettis Fresko des Buon Governo aus dem 14. Jahrhundert (im Palazzo Pubblico in Siena), in diesem Bild eine ideale Stadt zu sehen. |
Abb. 5: Detailansicht des Freskos (Photo Verf.) |
Eine andere topographische Feststellung hat wie ein gewaltiges Erdbeben [6] in Rom für Aufmerksamkeit gesorgt. Es ist nun amtlich, daß das Trajansforum auf den archäologischen Plänen umgedreht werden muß, sozusagen um die Säule herum, die Gott sei Dank auf ihrem Platz stehengeblieben ist.
Das Forum, von Kaiser Trajan zwischen 107 und 113 erbaut, durchschneidet den Sattel, der den Quirinal und das Kapitol verband. Es bestand aus einem großen Platz, der das eigentliche Forum bildete, aus einer Basilika, einem überdachten Raum mit den unglaublichen Ausmaßen von 170 x 60 Metern, und aus zwei Bibliotheken, eine für Bücher in lateinischer Sprache, die andere für griechische Werke, an den beiden Seiten der Säule angeordnet, die auf ihren 30 Metern Höhe die beiden siegreichen Kriege pries, die der Kaiser gegen die Daker geführt hatte. In diesem Bereich sollte sich auch der Tempel befinden, der dem nach seinem Tod divinisierten Trajan geweiht war. Es war dies das einzige Denkmal, auf dem sein Adoptivsohn und Nachfolger Hadrian seinen eigenen Namen hinterlassen hat, wir kennen jedoch nichts, was davon übrig ist.
Freigelegt waren bis vor kurzem nur das Areal der Basilika und die Säule, die sich vor dem Hintergrund der Trajansmärkte erhebt. Nordwestlich der Säule liegt der Palazzo Valentini, der Sitz der römischen Provinzverwaltung. Und darunter haben alle damit befaßten Publikationen - angefangen von Ligorio in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bis zu der riesigen dreibändigen Monographie, die Prof. Packer eben erst veröffentlicht hat - den Tempel des Divus Traianus angenommen. Diese Hypothese hatte gute Gründe: wiederholt hatte man unter der zum Forum schauenden Fassade des Palazzo Valentini mehrere kolossale Granitsäulen von gut 14 Meter Höhe und fast 2 Meter Durchmesser gesichtet. Eine davon liegt mit ihrem riesigen Kapitell hingestreckt im Areal der Basilika. Auf der gegenüberliegenden Seite des Forums, im archäologisch nie untersuchten Grenzbereich zum Forum des Augustus, vermutete man den monumentalen Eingang zur Anlage.
Abb. 6: Therme unter Palazzo Valentini (Photo Verf.)
Abb. 7: Trajansforum (Photo Verf.)
[1] P. Liverani, il Sole 24 Ore, 17.10.1999.
[2] P. Liverani, il Sole 24 Ore, 8.3.1998.
[3] Plin. nat. 35, 135.
[4] Plin. nat. 35, 23.
[5] Internet: www.comune.roma.it/cultura/uffmonsc/affres02.jpg oder www.comune.roma.it/cultura/italiano/monumenti/scavi_scoperte/index.htm.
[6] P. Liverani, il Sole 24 ore, 16.11.1997.
[7] R. Meneghini, RM 105, 1998, 127-148.
This article will be quoted by W. Greiner, Neue Entdeckungen in Rom, in: Altmodische Archäologie. Festschrift für Friedrich Brein, Forum Archaeologiae 14/III/2000 (http://farch.net).